Schlagwort-Archive: Bäume

Gerodet, verrottet und nun öffentlich ausgestellt – Bäume in Stuttgart

IMG_7650Im Februar 2012 wurden sie gerodet – gefallen für ein Sinnloses Infrastrukturprojekt bzw. ein größenwahnsinniges Immobillienprojekt. Die Bäume im Mittleren Schlossgarten wurden einer Baubrache geopfert, welche bis heute noch größtenteil unverändert und ungenutzt ist. Zwei Jahre lang wurden Dreckhaufen hin und her geschoben und ein paar Rohre zum rosten aufgebaut. Die Bäume wurden entgegen aller „Sprüche“ bei der sogenannten „Schlichtung“ , zuerst gerodent dann größtenteils geschreddert oder als Totholz (inklusive geschützter Juchtenkäferlarfen) in den Wald geworfen. Mit einem kleineren Teil davon wurde eine Show vorbereitet mit der nun am Montag (08.09.14) fortgefahren wird. Gerodet, verrottet und nun öffentlich ausgestellt – Bäume in Stuttgart weiterlesen

Mitch Epstein – „New York Arbor“

Archivbild
Archivbild

Nun man benötigt schon etwas Selbstbeherrschung wenn man die Reviews zu Mitch Epsteins Buch über Bäume in New York liest. Jedenfalls ging es mir so als ich in der Süddeutschen Zeitung über „New York Arbor“ gelesen habe. Der Fotograf beschäftigte sich im Jahr 2011/12 damit Bäume und deren Geschichte in New York in großformatigen Schwarz/Weis Aufnahmen zu porträtieren. Er versucht dabei die Besonderheit von Bäumen aufzuzeigen die mit und in einer Großstadt gewachsen sind – ihre Geschichten geteilt und mitgetragen haben. (vergleiche) Teils makabere Geschichten teils Lebensfrohe – Bäume wie sie eben das Leben und die Stadt geprägt hat. Bedenkt man wie genau in dieser Zeit und auch aktuell immer noch weiter unter „grüner“ Stadtführung und „grüner“ Landesführung, hier in Stuttgart mit eben solchen Geschichtsträchtigen Bäumen mitten in der Stadt umgegangen wird könnte man durchaus die Beherrschung verlieren.

Archivbild
Archivbild

Während andere Städte ihren gewachsenen Erinnerungen – ihren lebenden Zeitzeugen – ihren Begleitern durch die Geschichte, Ehre erweisen – ihnen ein Buch widmen – ihre Geschichten hochleben lassen – wird in Stuttgart alles Platt gemacht was nicht in die Betonwüste der neuen schönen (?) Welt zu passen scheint. Natürlich wäre es nicht gerade angebracht gewesen in den Vordersitz des Flugzeuges zu beißen als ich den Bericht über dieses Buch las – wahrscheinlich wäre ich dann sofort von einem Sky-Sheriff oder wie die Typen genannt werden betäubt und nach Containamo verschleppt worden. Daher unterließ ich jegliche Reaktion und dachte mit nur – Traurig – und Stuttgart will so eine tolle Stadt sein dabei merkt sie nicht wie unglaublich Rückständig und Dumm Sie sich entwickelt hat.

Archivbild
Archivbild

Ich habe dieses Buch selbst zwar noch nicht gesehen – weiß auch noch nicht ob ich mir das schon anschauen kann – aber ich bin sicher es ist sehenswert. Wer gerne lieber noch mehr von Menschen die es schon gesehen haben etwas lesen möchte, kann sich hier ein Review durchlesen oder auch ein paar Beispiele anschauen.

Mitch Epstein
New York Arbor
Steidl,Spring 2013
ISBN: 978-3-86930-581-3

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

Besuch bei den Bäumen – Stadtgärtnerei Fasanenhof

Am 15.04.12 veranstalteten einige Bürger eine Fahrradtour von Vaihingen zur Stadtgärtnerei Stuttgart am Fasanenhof.
Dort wurden im Rahmen der Abholzung des Stuttgarter Schloßgartens einige Bäume eingesetzt und auch viele der sogenannten „Kunstbäume“ werden dort gelagert.

Mehr Bilder im Archiv (link)

Trotz des eher nicht gerade Radtourgeeigneten Wetters trafen sich dann rund 40 Bürger aus Möhringen, Vaihingen, Degerloch und weitere Interessierte gemeinsamen Führung an der Gärtnerei. Im Gegensatz zur sonst üblichen Praxis der wortlosen Ablehnung solcher Anfragen, hatte sich hier der Bezirksleiter Filder – Herr Thomas Monetha freundlicherweise für eine Führung angeboten. Hier für möchte ich auch noch einmal Danken den normalerweise werden solche Bürgeranfragen sofort abgeschmettert oder schlicht ignoriert. Hier zeigte sich aber, das Herr Monetha durchaus offen für auch kritische Themen war, und er es auch nicht bedauerte, seinen Sonntag dafür auf dem Altar der Bürgerfreundlichkeit geopfert zu haben.

Die Bäume die dort untergebracht wurden sind unter anderem auch die beiden Geschichtsträchtigen Widerstandsbäume. Unter den sogenannten Kunstholzstücken, die dort lagern, sind auch einige sehr bekannte Bäume die so mancher aus dem Schlossgarten kennt. Teils weisen sie Mannshohe Stamm-Durchmesser auf. Zu den dort weggestellten Bäumen (die Bahn nennt es „verpflanzt“) war die Aussage das diese nun ein Jahr lang in Verantwortung der „pflegenden“ Firmen liegen und sie Stadtgärtnerei sich in diesem ersten Jahr aus Gewährleistungsgründen komplett heraushält. Auch äusserte Herr Monetha Bedenken ob alleine schon das Gießwasser das nötig werden wird überhaupt von jemandem bezahlt werden wird oder auch in Ausreichender Menge gegossen werden wird. Seit dem Einpflanzen wären die Bäume bisher nur zweimal gegossen worden was seiner Ansicht nach natürlich nicht genug war. Zu Verträgen könne er aber keine Aussagen treffen da er keine Verträge kennt. Auch zu den Besitzverhältnissen der „Kunstbäume“ konnte er keine Aussage treffen. Genauso wenig zu weiteren Verfahren der Vergabe dieser Bäume an Künstler, da er auch keine Infos dazu von der DB erhalten würde.

Auf dem Gelände der Stadtgärtnerei wo jetzt die Bäume stehen wurden früher Pflanzen angebaut – mittlerweile ist die Produktion komplett auf Topfhaltung in Gewächshäusern umgestellt worden. Das Gelände soll über kurz oder lang einer anderen Bestimmung zugeführt werden – evtl. wird an dieser Stelle ein See (Biotop oder Parkanlage!?) entstehen. Den Bäumen sagte er teilweise eine sehr gute Chance zu da der Untergrund bereits nach 1,5m Grundwasser aufweisen würde – die Bewässerung also evtl. dann ausreichen würde. Aber einigen der größeren Bäume konnte er nicht viel Chancen zugestehen. Zitat „Wir waren alle schockiert in welchem Zustand die Bäume hier angekommen sind“. Dabei bezog er sich auf den Rückschnitt der nötig war damit die Baumtransporte den sehr langen Weg vom HBF bis zum Fasanenhof überhaupt schaffen konnten (Brücken, Unterführungen, Enge Kreuzungen usw.)

Stitched PanoramaDer Besuch endete in einem Kulturellen Teil zu dem wir auch freundlicherweise (Thema – Regen) eines der Gewächshäuser nutzen durften.

Diese vielen großen Bäume da liegen zu sehen war zwar nicht einfach aber die freundliche Art die Herr Monetha den Menschen gegenüber zeigte machte es doch einfacher – würden sich mehr Menschen im Umkreis des Projektes so freundlich zeigen würde die DB einen wesentlich besseren Ruf geniesen.

Mehr Bilder im Archiv (link)

Update 18.04.12
Video des Besuchs http://bambuser.com/v/2563251 von cams21

Es ist ein Kreuz mit der Toleranz in Stuttgart

Klar, keiner muß unbedingt verstehen warum manchen Menschen 100erte Jahre alte Bäume wichtiger sind als Betonbauten, aber warum kann man nicht einfach respektieren was anderen Menschen wichtig ist?

Im Rahmen einer Kunstinstallation am 09.03.12 wurden 170 Kreuze zum Gedenken an die gefällten Bäume aufgestellt.

Die Aktion wurde selbst von der Polizei aufgenommen und akzeptiert

Doch scheinbar waren am 07.04. gegen 3 Uhr Nachts einige Stuttgarter doch überfordert damit diese Kreuze einfach stehen zu lassen.
Danach war nur noch wenig davon übrig.

Genau genommen erstaunlich -> 170 Kreuze einfach weg!
Rechnet man mit ca. 2cm dicken Latten wäre das schon ein Stapel mit 3,4 Meter Höhe!
Es ist also richtig Arbeit das alles wegzutragen.

Wie tief sind mittlerweile die Gräben in der Stuttgarter Bevölkerung wenn selbst ein paar rote Kreuze nicht mehr toleriert werden können!?
Heiner Geißler warnte davor und meinte das mit „seiner Schlichtung“ abwenden zu können. Er ist offensichtlich gründlich gescheitert!
Die Gräben sind tiefer als jemals zuvor – die Bevölkerung tief gespalten.

Die Künstlerin hinter dieser Aktion nimmt ihre Arbeit sehr Ernst. Sie prüft nun rechtliche Schritte in dieser Sache und berät sich mit Kunstexperten bezüglich dieser Kunstschändung.

Rosensteinpark – Stuttgarter Historie wird abgeholzt

Zumindest in Teilen beim Bau des Rosensteintunnels und des Tunnelmundes für Stuttgart 21

Kann ja nicht sein?
Noch nie gehört?
Unglaublich?

Tja damit man sich diese beiden Großprojekte besser vorstellen kann hat Klaus Gebhard versucht dies in einigen wenigen Folien darzustellen.

Dort stellt er zum einen den Verlauf der Trassen bei S21 dar:
© Klaus Gebhard
und eine neuere Grafik aus Mitte 2012:
© Klaus Gebhard

Genauso wie mögliche Alternativplanungen beim Konzept K21, bei dem der bereits vorhandene alte Rosensteintunnel benutzt würde:
© Klaus Gebhard

Und in diesem Bild zusätzlich die Beeinträchtigung der Landschaft durch den Rosensteintunnel:
© Klaus Gebhard
Durch die Transparente Darstellung erkennt man ganz gut die beeinträchtigten Bereiche der bisherigen Vegetation.
Die Bäume die gefällt werden müssen und die große Beeinträchtigung der bisher dort vorhandenen und rege genutzten Fuß- und Radwege.

Die Grafiken auf der Stuttgarter Seite zeigen den Verlauf des Rosensteintunnels recht anschaulich:

© stuttgart.de

© stuttgart.de

Neben den tiefen Einschnitten in die Natur, ist auch vielen Menschen nicht bewusst, dass auch eine sehr Charakteristische Brücke entfallen wird.
© Klaus Gebhard(und wahrscheinlich allen Bäumen die man in diesem Bild sieht.)

Aber in Zukunft werden die Fußgänger auch bei S21 weiterhin an dieser Stelle über den Neckar kommen – und zwar über diese Brücke, die Klaus Gebhard hier eingeblendet hat:
© Klaus Gebhard
(unter der Brücke sieht man den abgehängten Fußgängersteg)

Quellen:
http://www.stuttgart.de/item/show/406157
Materialsammlung von Klaus Gebhard

Hier nun auch zwei Videos Link 1 und Link 2 eines Vortrages von Kaus Gebhard zu genau diesem Thema – Danke an Walter Steiger!

Hintergrundinformationen:
Rosensteintunnel

Siehe auch Der Rosenstein – ein Park mitten in Stuttgart