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Von Capsaholics zu Capsamania – eine Ära geht zu Ende.

Eines der großen Chiliheadforen schloss im Dezember 2016 seine Tore. Nach bewegter Entwicklung welche mit „capsaholics.de“ im Jahre 2004 startete, über die Umwandlung im Jahr 2009 zu „capsamania.de“ ist nun das Ende gekommen. Zeit für mich ein paar Erinnerungen zu wälzen. Über die Jahre sind dort doch einige bemerkenswerte Aktionen entstanden. Neben diversen realen Aktionen wie zb.  Saatgut-Tauschpaketen, Chiliprodukt-Wanderpaketen Pflanzentauschtreffen und Erntedankfesten auch viele digitale Aktionen. Für mich persönlich natürlich eines der unbeschreiblichen Highlights war für mich die Aktion „Capsabasco„! Ein paar weitere Aktionen möchte ich nicht ohne eine letzte Erwähnung mit dem Forum in Vergessenheit geraten lassen. Von Capsaholics zu Capsamania – eine Ära geht zu Ende. weiterlesen

Kommentar: „Mann stirbt bei Wettessen fast an Bhut-Jolokia-Chili“

Vor ein paar Jahren boomten auch in Deutschland die Wettbewerbe im „Scharf Essen“, mittlerweile gehen sie glücklicherweise wieder etwas zurück. Hier steht meist im Vordergrund wer am meisten Scharfe Chilis, Chilisaucen und Extrakte zu sich nehmen kann bevor er oder sie sich übergeben muss. Fragwürdig war der Sinn solcher Veranstaltungen für mich als langjährigem Chililiebhaber schon immer. Ich verstehe zwar warum die Veranstalter diese Wettbewerbe machen, weil so viele Menschen dabei zusehen und es die Medien interessiert. Ich verstehe auch warum so viele dabei zusehen, es ist der gleiche Grund warum es auf der Autobahn bei einem Unfall immer Stau in der Gegenrichtung gibt. Auch die Medien interessieren sich nur aus Sensationslust und Schadenfreude dafür und warten seit Jahren bereits auf Ereignisse wie dieses Jahr „The Journal of Emergency Medicine“ berichtet.

img_7124Ein Mann nahm an einem Wettbewerb im Scharfessen teil und wurde danach mit einem Lebendgefährlichen Riss in der Speiseröhre ins Krankenhaus eingeliefert. Der Mann hatte zuvor (wohl unter anderem!) einen Hamburger mit einer „Ghost-Pepper“ Chilisauce zu sich genommen. (Und danach übrigens immerhin noch sechs große Gläser Wasser getrunken…) Der Kunstname „Ghost-Pepper“ bezieht sich hierbei meist auf die Chilisorte „Bhut Jolokia“ und galt von 2006 bis 2012 als die schärfste Chilisorte der Welt. Was der Mann davor bereits aß oder wie seine persönliche Vorbelastung aus Medizinischer Sicht war wird natürlich nicht groß berichtet. Natürlich interessiert das die Medien auch nicht den diese warten ja schon seit langem auf so eine Story und stürzen sich mit reißerischen Titeln wie „Mann stirbt bei Wettessen fast an Bhut-Jolokia-Chili“ auf die Geschichte. (Man beachte das kleine Wort „fast“ das natürlich schön weit hinten stehen muss…)

img_6846oNatürlich ist hier nicht mehr wichtig das dieses sogenannte „Boerhaave Syndrom“ äußerst selten vorkommt. Genauso wenig interessiert die Tatsache das selbst der Bericht im  „The Journal of Emergency Medicine“ erwähnt das dieses seltene Krankheitsbild meist allgemein mit starkem Erbrechen (warum auch immer!) zu tun hat und zb. auch beim sehr umstrittenen und gefährlichen Youtube-Trend „Zimt-Challange“ vorkommen kann. Nein da ist natürlich ein Satz wie dieser „Im „Journal of Emergency Medicine“ erschien nun ein Report über den Mann, der so scharf aß, dass sich ein Loch in die Speiseröhre ätzte.“ viel besser. Eine „Verätzung“ ist übrigens eine Verletzung durch Säure oder Lauge. Das für die Schärfe in Chilis verantwortliche Capsaicin ist allerdings weder eine Säure noch eine Lauge.   Das Boerhaave-Syndrom entsteht hingegen in der Regel durch einen plötzlichen und starken sowie unerwarteten Druckanstieg in der Speiseröhre bei gleichzeitig negativem Druck innerhalb des Brustkorbs. Das was dem Mann passierte ist also offensichtlich das glatte Gegenteil von „ein Loch in die Speiseröhre geätzt“! Aber was interessieren schon Fakten wenn man endlich eine Schlagzeile bringen kann.

blairs_swwFakt ist das scharfe Chilis in vernünftiger Form zu sich genommen keinerlei schädliche Wirkung zeigen. Seit vielen Jahren und in unzähligen Ländern beweist sich dies jeden Tag aufs Neue. Was sich natürlich auch täglich immer wieder (auf zb. Youtube) zeigt ist dass der extreme Missbrauch von Stoffen egal welcher Art gesundheitsgefährdend ist. Sei es nun Chili, Zimt, Alkohol oder auch nur Wasser in unnatürlichen Mengen. Lasst den Blödsinn doch einfach! Beweist euch selbst das ihr stärker seid als der Bullshit-Trend. Der wahre Chilihead braucht keinen Wettbewerb.

img_6375oIn diesem Sinne wünsche ich allen Chiliheads einen sensationsfreien und würzig scharfen Tag.
shake well – handle with care.
LoB

Gedenken an Wilbur Lincoln Scoville

Als passionierter Chilihead MUß man heute google.de besuchen! Wilbur Scoville ist am 22. Januar 1865 geboren und besonders wichtig für Chili-Liebhaber ist dass er 1912 einen Test zur Messung der Schärfe von Chilischoten entwickelt hat. Auch wenn heute nicht mehr wie früher durch Menschen solange getestet wird bis die Schärfe nicht mehr wahrzunehmen ist, bleibt die „Scoville-Skala“ immer noch DER Referenzwert in diesem heißen Bereich.
Viel Spaß beim Kampf gegen die Chilis! ->
google.de

Übrigens hält sich immer noch das Gerücht das „Scharfes Essen“ das Geschmacksempfinden zerstören würde. Richtig ist hingegen das Gegenteil! Tatsächlich wirken die scharfen Anteile der Gewürze als Geschmacksverstärker: Die gereizten Wärme-Rezeptoren in den Schleimhäuten werden besser durchblutet, somit auch die benachbarten Geschmacksnerven, welche dadurch wiederum empfindlicher für die eigentlichen Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig und umami sind. Der Stoff Capsaicin gauckelt dabei eine Verbrennung vor.

Nach etwas Gewöhnung durch dauerhaftes scharfes Essen, ziehen sich die überreizten Wärmerezeptoren langsam zurrück. Dadurch verträgt man dann auch schärferes Essen und schmeckt auch wesentlich mehr als der ungeübte Scharfesser. Entwickelt haben die Pflanzen diesen Effekt übrigens um sich vor Fressfeinden (zb. Ziegen etc.) zu schützen. Vögel hingegen haben keine Schleimhäute und sind daher als Saatgutverteiler der Pflanzen unempfindlich gegen das Capsaicin.

Wer dies nicht glauben will, kann gerne einen einfachen Test (auf eigene Gefahr) durchführen. Einfach nach dem schneiden von Chilis mit den ungewaschenen Fingern ins Auge fassen. Wenn dies irgend etwas mit Geschmacksnerven zu tun hätte würde es im Auge eigentlich keinen Effekt zeigen oder?…
(Merke: Es ist wesentlich besser mir Direkt zu glauben
:o) )

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

Chilipflanzen und Ernte

Mehr Bilder im Archiv (link)

Nach meinen Chili-Impressionen vor kurzem erreichten mich Fragen wie „Was macht man mit so vielen Chilis?“ und vergleichbares. Nun die Möglichkeiten sind endlos, spätestens wenn man mit viel Phantasie und frischen anderen Früchten zusammen neue eigene Chilisaucen ausprobiert.

IMG_7147Die einfachste Verarbeitung von größeren Mengen ist allerdings das einfache Lufttrocknen und später grobe zerstoßen oder feine mahlen zu Chiliflocken oder Chilipulver (genaue Erklärung der Vorgehensweise).  Hier reduziert sich die Chilimasse auf ca. 10% zudem ist Chilipulver sehr lange haltbar wenn sie dunkel und trocken aufbewahrt werden. Sortenrein sortiert erhält sich der Eigengeschmack der verschiedenen Chilisorten auch wunderbar im Pulver.

HOT_by_StrategeWeitere Wege die sehr interessant aber evtl. manchmal dann doch etwas aufwendiger darstellen könnten, ist das Herstellen von Saucen (Beispiel Tabasco / Beispiel BBQ Sauce) oder das sauer einlegen. Doch selbst wer Chilis eher frisch liebt und sie daher nicht groß verarbeiten möchte kann sie schlicht einfrieren und so noch lange an „fast“ frischen Chilis Genuss finden. Gefrorene Chilis lassen sich fast bei allen Speisen genauso verwenden wie frische Chilis (Beispiel Armadillo Eggs).

In Zuckerlösung kandierte Chili
In Zuckerlösung kandierte Chili – zerstoßen / gemalen hervorragend für Süßspeisen geeignet.

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

Sind sie zu mild, bist du zu oft gießen!

Die Geheimnisse des Chilianbaus

Viele Chilianbauer fragen sich wie man die Schärfe von Chilis auf natürlichem Weg erhöhen kann. Sobald die Pflanzen Früchte trage die kurz vor der Reife sind werden sie nur noch dann gegossen wenn sie die Blätter hängen. Und zwar nicht nur ein bishen hängen  sondern ruhig richtig. Da die meisten nicht denken das man so weit gehen kann habe ich das mal in Bildern festgehalten! Wie man sieht macht es den Pflanzen im Grunde nicht viel, dass „Nachher-Bild“ ist vom Morgen und damit nur eine Nacht nach dem „Vorher-Bild“ (man kann fast zusehen wie die Pflanze das Wasser in die Blätter pumpt – nach ca. 1 Stunde sind sie wieder fit!)

Grund – es setzt die Pfanzen unter Stress. Ganz als ob die Pflanze von Fressfeinden bedroht wird. Dies löst eine Erhöhung der Schärfe (der Capsaicinkonzentration) in den Früchten aus. Hintergrund – die Pflanze versucht mit der Schärfe seine Früchte und damit die Samen vor Pflanzenfressern zu schützen. Vögel welche die Samen weit verbreiten sollen haben hingegen keine Schleimhäute und merken daher die Schärfe gar nicht.

Wichtig – die Pflanze soll Stress haben! Das bedeutet aber dass sie wenn man nicht erst kurz vor der Reife macht unter Umständen die Früchte abwirft oder auch Blüten usw. um Energie zu sparen. Daher sollte das nur kurz vor der Reife und nur bei gesunden Pflanzen passieren. Sind die Pflanzen durch Krankheiten gestresst sollte man auf sowas unbedingt verzichten.

In diesem Sinne
Keep it burning!

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

Chilipulver herstellen

Fertig - und Tepinmäßig sehr feurig.
Fertig – und Tepinmäßig sehr feurig.

Nun ist ja die Zeit der Chili-Ernte – auch wenn das Wetter dieses Jahr nicht so recht passt. Oft kommt nun die Frage auf was man mit zu viel Ernte machen kann. Mancher mag aber auch direkt und gerne Chilipulver. Daher erkläre ich hier einmal vom Trocknen bis zum Pulver wie man Chilipulver herstellen kann. (Natürlich gibt es nie „DIE eine Methode“ und auch viele Arten der Trocknung. Dies ist eben auch nur eine Möglichkeit wie es gehen kann.) Chilipulver herstellen weiterlesen

Ausstellung „Die Vielfalt der Chilis“

IMG_7254Die Gärtner der Wilhelma in Stuttgart bauen nun schon mehrere Jahre auch Chilis an und stellen diese im Tropenhaus in einer Chili-Ausstellung aus. Dabei sind dort, angefangen mit der gewöhnlichen Gemüsepaprika bis hin zu den schärfsten Sorten der Welt, bis zu 80 verschiedene Sorten (siehe PM – mir persönlich kam es weniger vor) zu sehen. In den unterschiedlichsten Formen und Farben bieten die Früchte besondere ungewohnte Blickfänge. Selbst einen Verkauf von überzähligen Pflanzen aus den Gewächshäusern der Wilhelma gab es in diesem September. Damit haben die Besucher hier nicht nur durch Saatgut die Möglichkeit selbst Chilis anzubauen, sondern direkt mit den Pflanzen welche keinen Platz mehr im Tropenhaus fanden. Ausstellung „Die Vielfalt der Chilis“ weiterlesen

Pimientos de Padrón an Fleur de Sel

Eine „Spanische“ Chili, welche die letzten Jahre nicht nur den Weg in die Gärten von Chiliheads, sondern auch in die Supermarkt-Theke und damit auf die Teller der Normalsterblichen gefunden hat. Pimientos de Padrón kommen Ursprünglich aus Padrón, einer Region südwest Galiciens im Nordlichen Spanien, ca. 20km von Santiago de Compostela. Genau genommen handelt es sich um eine unreif verarbeitete Chili der Art Capsicum annuum, welche im wohl im 16ten Jahrhundert durch Mönche den Weg von Mexiko nach Spanien gefunden hat. Typisch ist hier eine sehr variable schärfe – man sagt das jede 10te scharf sein soll während die anderen 9 mild sind aber sehr aromatisch schmecken. Für geübte Chiliheads begeistern sie allerdings wirklich eher durch ihr Aroma und nicht durch die eher geringe Schärfe.

Die traditionelle Zubereitung ist denkbar einfach indem sie in Olivenöl angebraten und dann mit grobem Meersalz bestreut gegessen werden. Neben der typischen Zubereitung bevorzuge ich allerdings die Reife Chili, welche man allerdings meist nicht im Handel bekommt, sondern selbst anbauen muß (um sie eben erst reif zu ernten) und statt typischem groben Meersalz feines Fleur de Sel. 

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )