Archiv der Kategorie: Chili

Der Chilireiter

Wer reitet so spät durch Garten und Heim?
Es ist der Chilihead mit seinem Keim.
Er hat das Pflänzchen wohl in dem Arm,
Er hält es hell, er hält es warm.

Mein Keimling, was birgst du so bang dein Blättergesicht?
Siehst Chilihead, du die Trauermücke nicht!
Die Trauermück mit Eiern und Made?
Mein Keimling, hab keine Zeit gerade.

Du liebe Chili, du mundest mir!
Gar schöne Wurzeln, hast du bei dir,
Manch bunte Blüte bekommst du durch mich am Strauch,
Und leckere Früchte versprech ich dir auch.

Mein Chilihead, mein Chilihead, und hörest du nicht,
Was die Trauermück mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind,
In dürren Blättern der letzten Chilis säuselt der Wind.

Willst feiner Keimling du mit mir geh’n?
Meine warmen Gewächshäuser sind so schön,
Meine Larven führen den nächtlichen Reihn
Und betten die Wurzeln warm und trocken dir ein.

Mein Chilihead, mein Chilihead, und siehst du nicht dort
Trauermück’s Larven am düsteren Ort?
Mein Keimling, mein Keimling, ich seh’es genau:
Es scheinen die Wurzeln gar saftig grau.

Ich lieb dich, mich reizt deine schöne Gestalt,
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!
Mein Chilihead, mein Chilihead, jetzt beißt sie mich an,
Trauermück’s Larve hat mir ein Leid getan.

Dem Chilihead grauset’s, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Capsicumkind,
Erreicht das Forum mit Mühe und Not,
In seinen Armen das Pflänzchen war tot.

Mit Dank an Johann Wolfgang von Goethe „Der Erlkönig“
Interpretation Lob anno 2012

Allgemeines zu den Chiliarten

Die Chili – allgemein

Familie: Solanaceae (Nachtschattengewächse)
Gattung: Capsicum
Arten:

– annuum (annuus einjährig)
– frutescens (frutex (= Busch))
– baccatum (baccatus, baccifer – Beeren bzw. Früchte tragend )
– chinense (chinensis beschreibt angebl. Herkunftsland: China – was allerdings nicht stimmt!!!)
– pubescens (pubescens flaumig behaart)

Grundlegende Unterschiede: Allgemeines zu den Chiliarten weiterlesen

NuMex Suave – Capsicum chinense

NuMex Suave

Spezielle Züchtung des New Mexico Chile Pepper Institute. Allein das fruchtige Aroma der Habaneros sollte erhalten werden und dieses Ziel wurde erreicht! Das Aroma ist toll – die Schärfe fast nicht vorhanden! Und genau das ist der große Vorteil dieser Sorte. War es nicht schon oft so das du dein Essen zwar nicht schärfer aber mit etwas mehr Aroma der tollen Habaneros versehen wolltest – mit NuMex Suave ist dies möglich! Es wird auch endlich möglich Freunden, die nicht scharf essen, zu zeigen was so besonders an Habaneros ist!

Die Pflanze wird ca. 0,8 bis 1,2 Meter hoch und ihr Wuchs ist wie bei allen Habaneros mit einer ausladenden Krone, hier Bilder Pflanze mit H=0,8m (ab Oberkante Topf);B=0,6m(größter Druchmesser der Krone):

NuMex Suave – Capsicum chinense weiterlesen

Jalapeno – Capsicum annuum

Die Jalapeño

eine kleine bis mittelgroße Chili, die nach der mexikanischen Stadt Xalapa (früher Jalapa) benannt ist. (Quelle Wikipedia)

Die Pflanze wird ca. 1 – 1,5 Meter hoch, hier Bilder einer noch kleinen Pflanze (H=0,4m;B=0,4m):

Seitenansicht einer typischen Jalapenopflanze welche sich noch im Wachstum befindet und noch ca. doppelt so hoch wachsen wird.Draufsicht einer typischen Jalapenopflanze welche sich noch im Wachstum befindet und noch ca. doppelt so hoch wachsen wird.

Die Blätter werden ca. 15cm lang und ca. 8cm breit:

Typisches längliches spitzes Jalapenoblatt

draufsicht einer noch fast komplett geschlossenen Blütenknospe

Die Blüten kommen direkt aus den Gabelungen der Äste (hier ist auch die typische stellenweise braunrötliche Färbung des Stammes zu sehen) und sind meist weiß:

Noch geschlossene Knospe einer noch jungen Jalapenoblüte

Seitenansicht einer typischen weißen voll geöffneten Jalapeno Blüte

Frontansicht einer weißen Blüte mit fünf Blütenblattern und fünf grüngelben Staubbeuteln

Aus diesen wächst dann die Beere welche, über grün nach Rot wechselt:

junge Jalapeno welche gerade dabei ist ihre Blüte abzustreifen. Der Stempel der Blüte ist noch an der Spitze der Jalapeno zu sehen.

Hellgrüne Jalapenofrucht

Jalapenofrucht welche schon zur hälfte in helles Rot gewechselt hat. Nur die Spitze der Frucht ist teilweise noch grün

Zwei wunderschöne reife satt rote Jalapeno Früchte.

In der Regel wächst eine Frucht pro Gabelung – in Ausnahmefällen allerdings auch mal zwei:

Zwei grüne Jalapeno Beeren die aus der selben Blatt Gabelung wachsen

Frucht:
Reifezeit ca. 60 Tage
ca. 25-50 pro Pflanze/Jahr (die höheren Mengen bei optimierten Kreuzungen F1)
dickfleischig
ca. 7 cm lang
ca. 2 cm dick
deutlich abgerundete Spitze
Essbar schon im grünen Zustand (Bester Zeitpunkt kurz vor dem Rot werden – Erkennbar nur durch Erfahrung -> beobachten der Früchte und wenn sie Rot wird sieht man wie das Grün kurz davor dunkler wird dieses Erkennt man dann auch bei anderen Früchten und kann sie dann zur idealen Zeit grün ernten.)
Reif (und essbar) im roten Zustand

Seitenansicht einer grünen Jalapeno welche an der Sonnenzugewandten Seite Dunkelgrün bis schwarz verfärbt ist.

Es kann sich auch eine dunkle Färbung in der grünen Phase ergeben welche auf starke Sonneneinstrahlung zurück zu führen ist. Diese verschwindet beim Farbwechsel ins rote und auch im grünen Zustand macht die dunkle Färbung nichts im Geschmack aus.

Bei den roten Beeren können sich braune Risse bilden auch „Kork“ genannt dies beeintächtigt weder Geschmack noch Haltbarkeit.
Seitenansicht einer grünen Jalapeno mit einem typischen Korkmuster (hell braune Längsstreifen die Holzartig aussehen)
Bild von „DerMadel“
Seitenansicht einer grünen Jalapeno mit einem typischen Korkmuster (hell braune Längsstreifen die Holzartig aussehen)
Bild von „Oswin“

Schärfe:
mild (zwischen 2.500 und 8.000 Scoville-Einheiten)

Verwendung:
direkt – pur und unverändert
Eingelegt
Gefüllte Jalapeños (Käse) – fritiert oder mit Speck umwickelt
Geräuchert – Chipotles
zu allen möglichen Gerichten

Überwintern:
Möglich

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

Von Capsaholics zu Capsamania – eine Ära geht zu Ende.

Eines der großen Chiliheadforen schloss im Dezember 2016 seine Tore. Nach bewegter Entwicklung welche mit „capsaholics.de“ im Jahre 2004 startete, über die Umwandlung im Jahr 2009 zu „capsamania.de“ ist nun das Ende gekommen. Zeit für mich ein paar Erinnerungen zu wälzen. Über die Jahre sind dort doch einige bemerkenswerte Aktionen entstanden. Neben diversen realen Aktionen wie zb.  Saatgut-Tauschpaketen, Chiliprodukt-Wanderpaketen Pflanzentauschtreffen und Erntedankfesten auch viele digitale Aktionen. Für mich persönlich natürlich eines der unbeschreiblichen Highlights war für mich die Aktion „Capsabasco„! Ein paar weitere Aktionen möchte ich nicht ohne eine letzte Erwähnung mit dem Forum in Vergessenheit geraten lassen. Von Capsaholics zu Capsamania – eine Ära geht zu Ende. weiterlesen

Kommentar: „Mann stirbt bei Wettessen fast an Bhut-Jolokia-Chili“

Vor ein paar Jahren boomten auch in Deutschland die Wettbewerbe im „Scharf Essen“, mittlerweile gehen sie glücklicherweise wieder etwas zurück. Hier steht meist im Vordergrund wer am meisten Scharfe Chilis, Chilisaucen und Extrakte zu sich nehmen kann bevor er oder sie sich übergeben muss. Fragwürdig war der Sinn solcher Veranstaltungen für mich als langjährigem Chililiebhaber schon immer. Ich verstehe zwar warum die Veranstalter diese Wettbewerbe machen, weil so viele Menschen dabei zusehen und es die Medien interessiert. Ich verstehe auch warum so viele dabei zusehen, es ist der gleiche Grund warum es auf der Autobahn bei einem Unfall immer Stau in der Gegenrichtung gibt. Auch die Medien interessieren sich nur aus Sensationslust und Schadenfreude dafür und warten seit Jahren bereits auf Ereignisse wie dieses Jahr „The Journal of Emergency Medicine“ berichtet.

img_7124Ein Mann nahm an einem Wettbewerb im Scharfessen teil und wurde danach mit einem Lebendgefährlichen Riss in der Speiseröhre ins Krankenhaus eingeliefert. Der Mann hatte zuvor (wohl unter anderem!) einen Hamburger mit einer „Ghost-Pepper“ Chilisauce zu sich genommen. (Und danach übrigens immerhin noch sechs große Gläser Wasser getrunken…) Der Kunstname „Ghost-Pepper“ bezieht sich hierbei meist auf die Chilisorte „Bhut Jolokia“ und galt von 2006 bis 2012 als die schärfste Chilisorte der Welt. Was der Mann davor bereits aß oder wie seine persönliche Vorbelastung aus Medizinischer Sicht war wird natürlich nicht groß berichtet. Natürlich interessiert das die Medien auch nicht den diese warten ja schon seit langem auf so eine Story und stürzen sich mit reißerischen Titeln wie „Mann stirbt bei Wettessen fast an Bhut-Jolokia-Chili“ auf die Geschichte. (Man beachte das kleine Wort „fast“ das natürlich schön weit hinten stehen muss…)

img_6846oNatürlich ist hier nicht mehr wichtig das dieses sogenannte „Boerhaave Syndrom“ äußerst selten vorkommt. Genauso wenig interessiert die Tatsache das selbst der Bericht im  „The Journal of Emergency Medicine“ erwähnt das dieses seltene Krankheitsbild meist allgemein mit starkem Erbrechen (warum auch immer!) zu tun hat und zb. auch beim sehr umstrittenen und gefährlichen Youtube-Trend „Zimt-Challange“ vorkommen kann. Nein da ist natürlich ein Satz wie dieser „Im „Journal of Emergency Medicine“ erschien nun ein Report über den Mann, der so scharf aß, dass sich ein Loch in die Speiseröhre ätzte.“ viel besser. Eine „Verätzung“ ist übrigens eine Verletzung durch Säure oder Lauge. Das für die Schärfe in Chilis verantwortliche Capsaicin ist allerdings weder eine Säure noch eine Lauge.   Das Boerhaave-Syndrom entsteht hingegen in der Regel durch einen plötzlichen und starken sowie unerwarteten Druckanstieg in der Speiseröhre bei gleichzeitig negativem Druck innerhalb des Brustkorbs. Das was dem Mann passierte ist also offensichtlich das glatte Gegenteil von „ein Loch in die Speiseröhre geätzt“! Aber was interessieren schon Fakten wenn man endlich eine Schlagzeile bringen kann.

blairs_swwFakt ist das scharfe Chilis in vernünftiger Form zu sich genommen keinerlei schädliche Wirkung zeigen. Seit vielen Jahren und in unzähligen Ländern beweist sich dies jeden Tag aufs Neue. Was sich natürlich auch täglich immer wieder (auf zb. Youtube) zeigt ist dass der extreme Missbrauch von Stoffen egal welcher Art gesundheitsgefährdend ist. Sei es nun Chili, Zimt, Alkohol oder auch nur Wasser in unnatürlichen Mengen. Lasst den Blödsinn doch einfach! Beweist euch selbst das ihr stärker seid als der Bullshit-Trend. Der wahre Chilihead braucht keinen Wettbewerb.

img_6375oIn diesem Sinne wünsche ich allen Chiliheads einen sensationsfreien und würzig scharfen Tag.
shake well – handle with care.
LoB

Gedenken an Wilbur Lincoln Scoville

Als passionierter Chilihead MUß man heute google.de besuchen! Wilbur Scoville ist am 22. Januar 1865 geboren und besonders wichtig für Chili-Liebhaber ist dass er 1912 einen Test zur Messung der Schärfe von Chilischoten entwickelt hat. Auch wenn heute nicht mehr wie früher durch Menschen solange getestet wird bis die Schärfe nicht mehr wahrzunehmen ist, bleibt die „Scoville-Skala“ immer noch DER Referenzwert in diesem heißen Bereich.
Viel Spaß beim Kampf gegen die Chilis! ->
google.de

Übrigens hält sich immer noch das Gerücht das „Scharfes Essen“ das Geschmacksempfinden zerstören würde. Richtig ist hingegen das Gegenteil! Tatsächlich wirken die scharfen Anteile der Gewürze als Geschmacksverstärker: Die gereizten Wärme-Rezeptoren in den Schleimhäuten werden besser durchblutet, somit auch die benachbarten Geschmacksnerven, welche dadurch wiederum empfindlicher für die eigentlichen Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter, salzig und umami sind. Der Stoff Capsaicin gauckelt dabei eine Verbrennung vor.

Nach etwas Gewöhnung durch dauerhaftes scharfes Essen, ziehen sich die überreizten Wärmerezeptoren langsam zurrück. Dadurch verträgt man dann auch schärferes Essen und schmeckt auch wesentlich mehr als der ungeübte Scharfesser. Entwickelt haben die Pflanzen diesen Effekt übrigens um sich vor Fressfeinden (zb. Ziegen etc.) zu schützen. Vögel hingegen haben keine Schleimhäute und sind daher als Saatgutverteiler der Pflanzen unempfindlich gegen das Capsaicin.

Wer dies nicht glauben will, kann gerne einen einfachen Test (auf eigene Gefahr) durchführen. Einfach nach dem schneiden von Chilis mit den ungewaschenen Fingern ins Auge fassen. Wenn dies irgend etwas mit Geschmacksnerven zu tun hätte würde es im Auge eigentlich keinen Effekt zeigen oder?…
(Merke: Es ist wesentlich besser mir Direkt zu glauben
:o) )

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

Chilipflanzen und Ernte

Mehr Bilder im Archiv (link)

Nach meinen Chili-Impressionen vor kurzem erreichten mich Fragen wie „Was macht man mit so vielen Chilis?“ und vergleichbares. Nun die Möglichkeiten sind endlos, spätestens wenn man mit viel Phantasie und frischen anderen Früchten zusammen neue eigene Chilisaucen ausprobiert.

IMG_7147Die einfachste Verarbeitung von größeren Mengen ist allerdings das einfache Lufttrocknen und später grobe zerstoßen oder feine mahlen zu Chiliflocken oder Chilipulver (genaue Erklärung der Vorgehensweise).  Hier reduziert sich die Chilimasse auf ca. 10% zudem ist Chilipulver sehr lange haltbar wenn sie dunkel und trocken aufbewahrt werden. Sortenrein sortiert erhält sich der Eigengeschmack der verschiedenen Chilisorten auch wunderbar im Pulver.

HOT_by_StrategeWeitere Wege die sehr interessant aber evtl. manchmal dann doch etwas aufwendiger darstellen könnten, ist das Herstellen von Saucen (Beispiel Tabasco / Beispiel BBQ Sauce) oder das sauer einlegen. Doch selbst wer Chilis eher frisch liebt und sie daher nicht groß verarbeiten möchte kann sie schlicht einfrieren und so noch lange an „fast“ frischen Chilis Genuss finden. Gefrorene Chilis lassen sich fast bei allen Speisen genauso verwenden wie frische Chilis (Beispiel Armadillo Eggs).

In Zuckerlösung kandierte Chili
In Zuckerlösung kandierte Chili – zerstoßen / gemalen hervorragend für Süßspeisen geeignet.

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )