Nach den Entwicklungen rund um die Reste des Stuttgarter Kopfbahnhofes 2022 (link) welche mir schon den Eindruck vermittelten das dort nur noch die reine Fassade als Feigenblatt des nicht vorhandenen Denkmalschutzes stehen bleibt, habe ich mich zu den Tagen der offenen Baustelle 2023 doch mal zu einem Besuch durchgerungen. Damit ihr das nicht auch machen müsst, könnt ihr euch nun hier mal ein paar Eindrücke verschaffen. ( Der S21 Teil kommt dann weiter unten — für alle die diesen lieber ingorieren wollen— )
Der Zustand der Reste dieses Gebäudes erinnerte mich direkt an eine Zeichnung welche 2011 von einer begabten S21-Gegnerin gezeichnet wurde. Kombiniert mit diesen aktuellen Bildern kann man fast den Balrog (link) aus den Tiefen von Stuttgart 21 aufsteigen sehen.
Anbei ein Video (vielen Dank @Kulturmicha) des Festaktes den Stuttgarter Bürger in Eigenregie weder von Stadt noch von DB unterstützt oder erwünscht zum 100 jährigen Jubiläum des Stuttgarter Hauptbahnhofes orgainsiert haben.
Eine Prozession (von lateinisch procedere „vorrücken, voranschreiten“; in der Bedeutung „Bittprozession“ auch lateinisch Rogatio, von rogare „beten, bitten“) ist ein religiöses Ritual, bei dem eine Menschengruppe einen nach bestimmten Regeln geordneten feierlichen Umzug oder Umgang, meist zu Fuß, vollzieht.
„The green Mile“ wird der Todestraktes im Staatsgefängnis Cold Mountain, Louisiana, wegen der Farbe seines Linoleumbodens genannt (die grüne Meile). Zum Tode verurteilte Häftlinge warten darauf, ihren letzten Gang auf diesem Weg anzutreten.
Wie alle Jahre wieder jährt sich der Schwarze Donnerstag in Stuttgart nun zum elften Male. Von Jahr zu Jahr wird es wichtiger diesen Tag nie zu vergessen sondern im Gegenteil ihn immer intensiver zu erinnern solange er nahezu Konsequenzlos für die Verantwortlichen sowie für die aktuelle Polizeiarbeit bleibt. Aus diesem Grund möchte ich zur Einstimmung auf diese Tage einen Film von Vaclav Reischl zeigen.
Natürlich komme ich nicht umhin heute auch vom Schaden am Bonatzbau in Stuttgart zu schreiben. In der Nacht vom 16. August auf den 17 August 2021 brachen Steine aus der Frontfassade der Reste des Stuttgarter Kopfbahnhofes herraus und fielen auf den zum Glück Nachts unbelebten Taxistand davor. Im Lauf des Tages fielen dann noch weitere Steine und das Fenster nach Innen. Der Grund für diesen Schaden ist noch unklar aber zu 100% hat er mit der Stuttgart 21 Baustelle zu tun. In anderen Bereichen des ehemaligen IC-Hotels sind ja bereits nur noch die Grundmauern vorhanden allerdings wurden hier die Fassenadenteile ausreichend mit Trägern gesichert. Genauso sieht es ja nun auch schon im Bereich der ehemaligen Haupthalle aus (siehe Webcam).
Der Schaden bei Tag betrachtet im Detail
Weiteres umfangreiches Bild-Material / Details im Archiv (Link)
Vorweg: Man sollte sich nie bei Sturm, oder direkt danach, unter großen Bäumen aufhalten. Die Befolgung dieser Regel schont nicht nur die eigene Gesundheit, sondern könnte allgemein auch dazu führen, lieber mal etwas abbrechen zu lassen, als ständig mit Schnittmaßnahmen Bäume nachhaltig zu verletzen (Verkehrssicherungspflicht). „Baum schlägt mit Ästen nach Fußgänger“ oder „Baum springt vor Auto“ liest man eher selten, „Allee muss weichen“ dagegen viel zu häufig. Bäume in der Stadt sind eine Wohltat, sie bieten Erholung in jeder Weise. Sie sind ein Luxus, dessen Gebrauch aber auch hin und wieder gefährlich werden kann.
Aus der Sicht der betroffenen Bäume ist natürlich alles nochmal gut gegangen – sie wurden nicht entwurzelt. Sie werden weiter Früchte erzeugen. Und sie werden weiter Lebensraum und Nahrung für alle möglichen Arten bieten. Der Zustand entspricht vor allem nicht unserer Vorstellung von Ästhetik, unserem Sicherheitsbedürfnis, und ganz besonders unserer Erinnerung an eine gesunde Parkanlage.
Dass die Bäume sich eigentlich ganz gut der Folgeschäden menschlicher Schnittmaßnahmen = Verletzungen erwehren können, zeigen diese Bilder
Man könnte eine jährliche Ausfaulungsrate ablesen, und ins Verhältnis setzen zum jährlichen Zuwachs. Dabei gleicht der Baum auch unterschiedlich Zug- und Druckbelastungen aus, weshalb das ganze eher nicht einer Kreisform entspricht. Für die Stabilität ist das also zunächst kein Problem, ein Rohr ist ja auch stabil.
Verschiebt sich das Verhältnis zu Lasten des Zuwachses, wird es problematisch. Ebenso, wenn der Baum unnatürlich in die Länge wächst, und /oder plötzlich freigestellt wird. Dann werden die Hebelkräfte zu stark. Es kommt zu Abbrüchen an den Schwachstellen oder zur Entwurzelung.
S21 hat in jedem Fall den gewachsenen Zusammenhalt des Bestandes durch Rodung zerstört. An diese radikale Veränderung des Standortes können sich die Bäume nicht in gleich kurzer Zeit anpassen. Es kann auch davon ausgegangen werden, dass die Eingriffe in die Wasserversorung zu verminderten Zuwachsraten geführt haben. Da wird die Bahn natürlich auf die letzten Trockenjahre verweisen. Gleichwohl wären deren Auswirkungen in einem geschlossenen Bestand weniger gravierend gewesen.
Eine Untersuchung der Jahresringe von gleich dickem Astmaterial bzw Anschnitten ohne Ausfaulung könnte einen Vergleich der Zuwachsraten über die vergangenen Jahre nach der Parkrodung und nach Einsetzen der Grundwassermanipulation ermöglichen. Aber das wird genauso niemanden interessieren, wie eine Untersuchung der Jahresringe der gefällten Baumriesen. Aus denen hat man auch lieber zweifelhafte Kunstwerke gebastelt, unter freundlicher Begleitung eines Motorsägenherstellers.
Eine Woche nach dem großen Sturm – Impressionen aus dem Leibfriedschen Garten, dem Rosensteinpark, dem Unteren Schlossgarten, dem Mittleren Schlossgarten, dem Oberen Schlossgarten und dem Akademiegarten.