Wegstellbäume verabschieden sich, Teil 2
Im ersten Teil zum diesjährigen Spaziergang im verteilten Schlossgarten hatten wir einen allgemeinen Überblick über den derzeitigen Zustand der Bäume gegeben. Neben weiteren Bildern zu den inzwischen abgestorbenen Bäumen, soll hier ein spezielles Beispiel gezeigt werden, dass für viele Schäden an scheinbar noch gesunden Bäumen verantwortlich ist.
Alle sogenannten Verpflanzungen wurden mit Rundspatenmaschinen durchgeführt. Die ausgestochenen Ballen hatten Durchmesser von zwei bis drei Meter, je nach eingesetztem Gerät. Die verfügbaren Maschinen wurden aber nicht den Dimensionen der Bäume entsprechend eingesetzt, sondern vordringlich nach Kriterien, die möglichst schnell, innerhalb weniger Tage, den Abschluss der Arbeiten ermöglichen.

Dabei ist zu bedenken, dass Rundspatenmaschinen zur Verpflanzung von Großbäumen aus Baumschulen Verwendung finden, bei Stammdurchmessern bis zu 30 cm. Die Mehrzahl der aus dem Mittleren Schlossgarten entfernten Bäume hatte deutlich dickere Stämme, war teilweise sogar mehrstämmig. Im Gegensatz zu Baumschulware, handelte es sich um seit Jahrzehnten eingewachsene Bäume mit starken und weitverzweigten Wurzeln. Die daraus resultierenden Beschädigungen werden sich in vielen Fällen erst langfristig auswirken, aber irreparabel sein.
Die einen zu groß, die anderen zu klein




Die obigen Bilder machen eine weitere schwere Schädigung erklärbar, die nun an vielen Bäumen sichtbar wird. Die Bäume wurden mit diesen Maschinen ja nicht nur ausgerupft, sondern auch über viele Kilometer durch das Stadtgebiet gefahren. Derart lange Stämme, die nur an ihrem Ballen festgehalten werden, schwingen dann, bei hoppelnder Fahrt, auch entsprechend durch. Die Schäden in den Kronen vieler Bäume zeugen vom Aufschlagen auf die Straße oder Anecken an sonstigen Hindernissen.
Das Durchbiegen der Stämme, dazu bei starkem Frostwetter, hat offenbar dazu geführt, dass sich die Rinde vom Stamm gelöst hat. An vielen Bäumen sind nun erhebliche Längsrisse in der Rinde, bis auf den Holzkern erkennbar, die vom Baum nicht überwallt werden konnten.









Schaut man sich Bilder und Texte von Fachfirmen für Großbaumverpflanzungen an (Plattformtechnik, Kräne und Sattelschlepper zum Transport), wird schnell deutlich, warum es von Anfang an offensichtlich war bzw. hätte sein können, dass man die Bäume aus dem Mittleren Schlossgarten lediglich als Alibi „verpflanzt“ hat: damit konnte man kostengünstig ablenken von der parallel verlaufenden Rodung des Geländes und der Zerstörung der anderen Baumriesen.


Das Absterben der Bäume wird weitergehen
An vielen Bäumen werden nun die Schäden überdeutlich sichtbar, die durch die Verpflanzung an den Stämmen und in den Kronen verursacht wurden, oder durch das unsachgemäße Anbinden mit Stahlseilen. Davon sind leider auch die Bäume betroffen, die derzeit optisch einen ganz guten Eindruck machen. Es ist also absehbar, dass viele Bäume in den nächsten Jahren, wenn sie nicht eingehen, trotzdem beseitigt werden, weil sie eine Gefährdung der Verkehrssicherheit darstellen.







Erwartbar schlechter Zustand
Von den 68 verpflanzten Bäumen wurden inzwischen fünf abgestorbene beseitigt. 22 Bäume sind in einem sichtbar schlechten, teilweise abgängigen Zustand, bei einigen davon steht die Beseitigung unmittelbar bevor. Lediglich bei zehn Bäumen ist ein normaler Zuwachs zu erkennen – und es verwundert nicht, dass es sich dabei um die kleinsten Exemplare handelt.
Die Mehrzahl der verpflanzten Bäume verharrt immer noch in einem wachstumslosen Zustand. Das ist nach fünf Jahren sicher nicht als Erfolg zu werten. Es steht viel mehr zu befürchten, dass sich die Zahl der abgängigen und abgestorbenen Bäume weiter erhöhen wird.
Überraschend ist die ganze Entwicklung auch für Laien nicht, wenn man sich die Durchführung dieser „Verpflanzungen“ vor Augen führt. Dank der vielen aufmerksamen Fotografen konnten wir die damaligen Maßnahmen und ihre heutigen Folgen insgesamt gut dokumentieren, wenn auch nicht für jeden Baum in jedem Detail. Es reicht allerdings, um für aktuelle Auffälligkeiten notwendige Erklärungen zu finden.
Wir bleiben dran, wir bleiben oben!
Jochen Schwarz
AK Baumpaten
PS: Alle aktuellen Bilder sind hier (link) zusammengefasst. Die Internetseite der Baumpaten muss derzeit umziehen und ist vorübergehend nicht erreichbar. Die obigen links auf unsere Seite funktionieren also derzeit noch nicht – Entschuldigung. Dort können dann wie gewohnt alle Bilder in einem Archiv in ihrer zeitlichen Abfolge betrachtet werden.
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