Manchmal sind es Zufälle, die Großes ins Rollen bringen. So auch bei Hans und Martin Perscheid, deren Leidenschaft für ungewöhnliche Fahrzeuge und ein „zugeflogener“ PIAGGIO-Rollermotor den Grundstein für ein außergewöhnliches Projekt legten: Triky (Link), ein Dreirad, das mit viel Herzblut, handwerklichem Geschick und einem guten Schuss Ingenieurskunst entstand.
Von der Inspiration zur Idee
Die Faszination für Dreiräder reicht weit zurück – legendäre Fahrzeuge wie der Morgan Threewheeler oder der Messerschmitt Kabinenroller beflügelten schon in den 1950ern die Fantasie von Technikliebhabern. Doch statt sich auf die Spuren alter Meister zu begeben, wollten die Perscheids etwas Eigenes schaffen: ein Spaßmobil, das nicht nur an die Klassiker erinnert, sondern auch moderne Technik und individuelle Lösungen vereint.
Triky 1: Ein Projekt nimmt Fahrt auf
Der Startschuss fiel, als der PIAGGIO-Motor und ein passendes Stück Rohrmaterial zusammentrafen. Mit viel Improvisationstalent entstand der erste Rahmen, die Vorderradaufhängung wurde kurzerhand mit Teilen eines Goggomobils realisiert. So wuchs Triky 1 heran – ein Fahrzeug, das nicht nur fahrbereit, sondern auch Ausdruck von Kreativität und handwerklicher Freude war. Die ersten Probefahrten zeigten: Hier rollte etwas ganz Besonderes auf drei Rädern (Link).
Triky 2: Weiterentwicklung mit Liebe zum Detail
Doch die Geschichte endete nicht mit dem ersten Modell. Mit einer beschädigten Vespa als Basis und neuen Ideen im Gepäck entstand Triky 2. Diesmal floss noch mehr Know-how ein: Die Radaufhängung wurde mit Quad-Teilen modernisiert, das Heck erstrahlte in sportlichem Rot, und selbst die Elektrik wurde mit akribischer Sorgfalt neu verlegt – 44 Lötstellen inklusive. Die Herausforderungen waren vielfältig, von der Integration der Kühler bis zur cleveren Lösung für den Tachoantrieb. Immer wieder zeigte sich: Leidenschaft und Teamarbeit sind die besten Werkzeuge, wenn es um echte Unikate geht.
Handwerk, Herzblut und Familiengeschichte
Was Triky so besonders macht, ist nicht nur die technische Raffinesse, sondern auch die persönliche Note. Vater und Sohn arbeiteten Hand in Hand, Freunde und Experten unterstützten mit Rat und Tat. Und als das Leben neue Prioritäten setzte – etwa die Geburt von Enkelkindern – rückte das Projekt für eine Weile in den Hintergrund. Doch am Ende stand ein Fahrzeug, das nicht nur fährt, sondern auch Geschichten erzählt: von Erfindergeist, Gemeinschaft und der Freude am Selbermachen.
Fazit
Triky ist mehr als ein Dreirad – es ist ein rollendes Denkmal für Kreativität, handwerkliche Kunst und die Lust am Tüfteln von Martin Perscheid und seinem Vater Hans Perscheid. Wer sich für Technik, Oldtimer oder einfach für außergewöhnliche Geschichten begeistert, findet hier Inspiration und vielleicht auch den Mut, selbst einmal etwas ganz Eigenes zu wagen.
Heute jährt sich der Todestag von Martin Perscheid zum zweiten Mal, und wie es der Zufall will, ist aktuell eine große Ausstellung im Rathaus seines Heimatortes in Wesseling. Aus diesem Grund habe ich diese Ausstellung besucht und bin zudem auf den Spuren des großen Cartoonisten gewandelt. In dieser Ausstellung werden 107 seiner Werke ausgestellt, darunter auch einige als Ölgemälde umgesetzte Versionen, die er eigens für eine Ausstellung 2016 angefertigt hat. Die CARICATURA Galerie für Komische Kunst in Kassel widmete ihm damals zu seinem 50. Geburtstag ein großes „Denkmal des Unbekannten Idioten“, sowie eine eigene große Jubiläumsausstellung.
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Wer diese einzigartige Ausstellung besuchen möchte, hat bis zum 01. September 2023 im Neuen Rathaus in Wesseling die Gelegenheit. Infos dazu unter: LINK
Für die Sammler unter euch gibt es hier auch noch eine Liste aller dort gezeigten Arbeiten: Link
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Neben der Ausstellung findet man die Spuren des in Wesseling geborenen Künstlers, der es zu bundesweiter Berühmtheit gebracht hat, an vielen Stellen. Man muss nur etwas die Augen offenhalten, dann springt einem zum Beispiel sofort die Werbung für „Zweirad Perscheid“ ins Auge.
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Heute wird die Motorroller-Reparaturwerkstatt von Christoph Perscheid betrieben. Ursprünglich wurde sie vom Vater Martin Perscheids gegründet und befindet sich bis heute im Wesselinger Industriegebiet.
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Allerdings gibt es auch einiges, was nur wirklich aktiven und aufmerksamen Sammlern auffällt. Dazu gehört zum Beispiel eine Tankstelle, die zweifellos für einen seiner Cartoons (A3224) Pate gestanden hatte. Martin Perscheids Arbeiten waren oft auch Gesellschaftskritik und behandelten nicht nur lustige Themen. Sei es das Verhalten an einer Tankstelle, oder auch…
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… regelmäßige Rollator-Rennen älterer Damen in der kleinen Straße, in der er wohnte (A2561).
Auch wenn er dabei mit gewohnt spitzer Feder und einer guten Portion Sarkasmus zuspitze, so meinte er dies sicher nie so persönlich, wie es ihm oberflächlich von manchen Betrachtern gerne nachgesagt wurde.
Neben diesen wirklich schon als Insider zu betrachtenden Cartoons kann man dieses Understatement dem Stromverteilerkasten aber nun wirklich nicht nachsagen. Er wurde von Martin Perscheid zusammen mit dem Kunstverein Wesseling 2014 bemalt. Hier drehte es Martin um, indem die Streetart auf dem Cartoon A0318 aufgebaut ist, welcher erstmals im September 1997 veröffentlicht wurde.
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Und doch gibt es auch im ländlichen Gebiet sicher immer noch Kleinigkeiten, mit denen Martin seine Spuren in unserer Welt nachhaltig hinterlassen hat, die aber den wenigsten Anwohnern bekannt sein dürften. Dazu gehört sicherlich auch die „Plakette am Strommast“ (siehe Hintergrund-Geschichte (LINK) zum „Martinstag 2022“ von „Cartoostrophal“ / Nadja Menze).
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Aber natürlich beschränkten sich die Spuren eines der führenden Cartoonisten Deutschlands nicht nur auf Wesseling. Nur ein paar Kilometer weiter im idyllischen Honerath (Eifel) finden sich im Skulpturenpark „Kunsthof Greven“ weitere Spuren mit Werken die Martin Perscheid zusammen mit seinem guten Freund Dirk Schmitt erdachte, entwickelte und über viele Jahre hinweg dort umsetzte.
Foto/Schmitt | 04.10.2012
Eine dieser Arbeiten fügt sich in „Ausserirdische in Honerath“ ein und wird Teil davon . Sie stellt eine „Fliegende Untertasse“ dar – den Boden verziert ein Symbol, welches an die Schwerter von Meissener Porzellan erinnert.(Die Bilder aus der Entstehungszeit dieser Arbeiten wurden freundlicherweise von Dirk Schmitt zur Verfügung gestellt)
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Foto/Schmitt | 25.09.2016
Als der Skulpturenpark von Paul Greven um ein Trojanisches Pferd erweitert wurde, bauten Dirk Schmitt und Martin Perscheid einen hölzernen knienden Menschen. „DER TROJANISCHE GERD (THE TROJAN HORST)“ kehrte die Geschichte um, indem er ein aufklappbares Hinterteil besaß, in das mehrere kleine Pferde stiegen.
Bei der Arbeit „NATÜR / ARCHITEKTÜR“ hingegen spielen die beiden Künstler mit Perspektiven und optischer Täuschung und lassen raffiniert eine freistehende Tür in der Umgebung verschwinden. Leider hat auch dieses Werk mittlerweile unter den Einflüssen der Natur gelitten, aber selbst im verwitterten Zustand verfehlt der Effekt seine Wirkung nicht. Man könnte meinen, die Tür altert mit der Umgebung, welche sich im Laufe der Jahre verändert hat.
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Foto/Schmitt | 04.10.2014
In einem anderen Jahr brachten beide Künstler einen „BOCCA DE LA VERITA“, einen vermeindlich steineren Wahrheitsmund, an. Dieser hatte einen Lügner ertappt, was mit einem einem „abgebissenen Arm“ dargestellt wurde.
Vier weitere Werke der beiden Künstler konnte ich allerdings bei meinem Besuch nicht mehr finden. Was aber nichts heißen muss, denn darunter ist z.B. ein Schild, das vor fliegenden Untertassen warnt, und ein mobiles großes – Rita und Paul Greven gewidmetes – Damespiel, welches durchaus noch in der Sammlung vorhanden sein kann. Ein Besuch im Skulpturenpark lohnt sich also jederzeit, um diese Objekte eventuell doch noch zu sehen.
Abschließend möchte ich meine Spurensuche mit einem netten kleinen Detail beenden, welches ich zufällig am Rande entdeckte. Wahre Perscheid-Fans werden sicher eine bestimmte thematische Verbindung erkennen. Wer das Rätsel gelöst hat, darf sich gerne melden und sich seine Bestätigung abholen. Ebenso bin ich natürlich auch sehr dankbar für weitere Tipps zu Spuren, die Martin für uns hinterlassen hat.
In diesem Sinne, viel Spaß mit Martin Perscheids Cartoons.
Wer nicht vergessen wird, lebt ewig.