Rede von Dipl.-Ing. Klaus Gebhard, Ingenieure22 Guten Abend, liebe Bewohner eines Dritte-Welt-Landes,
ja, sie haben richtig gehört, so weit ist es schon gekommen: Unser einst so stolzes High-Tech-Land wird wegen der bei uns so auffällig sich häufenden Bau-Desaster vom Ausland mittlerweile als Entwicklungsland verspottet. So schreibt etwa die Basler Zeitung zum jüngsten Rastatter Tunnelbohr-Unglück:
„Die Schweiz täte gut daran, Deutschland künftig als Drittweltstaat einzustufen, insbesondere, wenn es dort um Infrastruktur- und Verkehrspolitik geht. Die Schweiz muss sich deshalb überlegen, ihr Entwicklungshilfebudget aufzustocken, um so im Krisengebiet vor Ort dringend benötigte Planer und Ingenieure zum Einsatz bringen zu können. Nach Deutschland mitreisen könnten gleich auch ein paar Juristen, die in Berlin die Bedeutung von Unterschriften erklären. Deutschland hat sich 1996 per Staatsvertrag verpflichtet, seinen Gotthard-Zubringer auf eigenem Territorium fertigzustellen. Rechtzeitig. Der Termin ist verstrichen, ein neuer ist nicht in Sicht.“Das Desaster von Rastatt und die Zusammenhänge zu Stuttgart 21 weiterlesen →
Vor kurzem Beschritt die Deutsche Bahn mal wieder einen ihrer sogenannten „Meilensteine“. Am Tunnel der zwischen Kopfbahnhof und den Fildern (Tülay-Tunnel) für das unterirdische Immobilienprojekt „Stuttgart 21“ gebaut werden soll, erreichte sie mit einer Ihrer Röhren die 1km (sprich 1.000m oder auch 1.000.000 mm bzw. 1.000.000.000.000 nm) Marke. Was daran besonderes sein soll bleibt mir zwar schleierhaft, aber gut es war wohl ein Grund ihre Kehrmaschinen vor der Presse spazieren zu fahren. Ein Video von Bergler21plus von der PR-Show:
Da mich so manche Frage erreicht hat und Menschen der etwas verwirrten Darstellung des Herrn nicht folgen konnten, habe ich hier einmal kurz Schematisch umgesetzt was er versucht zu erklären. Die Stecke wurde auf biss21.de vermessen, ich habe aber nicht ganz seine erwähnten Werte erklicken können. Die Tunnelbohrmaschine ist dort mit TBM abgekürzt. Bisher befindet sie sich wie gesagt angeblich bei Marke „1000m“ und auf dem „Bohrweg TBM1“ danach wird sie demontiert und für „Bohrweg TBM2“ wieder am Tunnelmund (bzw. ca. 200m im konv. Tunnel) aufgebaut. Nach „Bohrweg TBM2“ wird sie durch einen (aus Gründen des unsicheren Bodens) konventionell erstellten Teil geschleppt und bohrt dann die Strecke „TBM3“. Dann wird die Maschine in der „Wendekaverne“ ca. 500 Meter vom Tunnelmund am Kopfbahnhof gewendet (abgebaut und wieder aufgebaut) und bohrt dann die Strecke „TBM4“. Die Bohrschilde 1 und 2 verbleiben für immer im Tunnel. (der einfache Weg des kompletten Tunnels beträgt übrigens 9468 Meter also beide Röhren zusammen dann irgendwann 18,9km)
Ich hoffe damit wird es verständlicher.
Übrigens werden die Tunnelstecken vor allem wegen dem Anhydrit / Gipskeuper im Boden konventionell erstellt. Das bedeutet nichts anderes als dass mit Baggern und Sprengungen gearbeitet wird (siehe Link). Hiermit soll die Gefahr vermindert werden dass Wasser in die sensiblen Bereiche des Bodens gelangt. Nicht zuletzt auch wegen diesem Detail wird der Tunnelbau von vielen Menschen als zu riskant abgelehnt.
Im Bild rechts sieht man ein aktuelles Foto aus dem sogenannten „Rettungsstollen“ direkt 50m unter dem Kernerviertel. Man erkennt hier bereits sehr gut im unteren Bereich die problematischen großen grauen Anhydritschichten! Diese Schichten haben die Eigenschaft das die nach Kontakt mit Wasser jahrzehntelang unaufhaltsam aufquellen. Jeder in der Region kennt zb. den Engelbergtunnel welcher alle Jahre wieder gesperrt werden muß, weil eben dort der Anhydrit seit Jahrzehnten quillt und den Druck auf den Tunnel erhöht! Weitere Hintergrundgeschichte: Der Wagenburgtunnel (eben genau neben dem jetzt geplanten Tunnel) sollte ursprünglich zwei Fahr-Röhren erhalten. Die zweite wurde nie fertig gebaut -> eben genau wegen dem Gipskeuper im Berg!