Im Gedenken der Kinder – Ruth Sara Lax

Ruth wurde am 09.09.1936 in Stuttgart geboren und verbrachte die ersten Lebensjahre mit ihrem Vater Arthur und Mutter Edith in der Stuttgarter Tulpenstraße 14.

Mit der „Reichskristallnacht“ am 9./10.Nov. 1938 ging für die jüdische Familie der Terror der Naziherrschaft in eine neue Etappe. Vater Arthur ging in die USA, mit der Absicht, Frau und Kind später nachreisen zu lassen. Dazu kam es nicht.

1939 gab Edith die Wohnung in der Tulpenstraße auf und zog mit Ruth zu ihrer Mutter beim Hegelplatz. Dort befand sich der „Judenladen“, das einzige Geschäft in Stuttgart, in welchem Juden nachmittags zwischen vier und fünf Uhr einkaufen durften.

Am 20. November 1941 erhält Edith Lax ein Schreiben der jüdischen Kulturvereinigung Württemberg, das so beginnt: „Auf Anordnung der Geheimen Staatspolizei haben wir Sie davon zu verständigen, dass Sie und ihr oben bezeichnetes Kind zu einem Evakuierungstransport nach dem Osten eingeteilt sind. Sie haben sich ab Mittwoch, dem 26.11. in Ihrer jetzigen Unterkunft bereit zu halten.“

So werden von 26. bis 30. November 1941 auf dem Killesberg rund tausend jüdische Männer, Frauen und Kinder, manche noch kleiner als die fünfjährige Ruth Lax, aus Stuttgart und dem übrigen Württemberg konzentriert. In den Morgenstunden des 1. Dezember 1941 beginnt die Deportation. In einer langen Kolonne müssen auch Ruth und ihre Mutter Edith über den Eckardtshaldenweg, vorbei an der St. Georgskirche, dem Krematorium und der Martinskirche zum Nordbahnhof laufen. Dort mussten sie den Deportationszug besteigen. Der Zug mit alten Abteilwagen, Türen und Fenster wurden verriegelt, die Toiletten waren bald verstopft und zugefroren, erreicht nach drei Tagen und drei Nächten einen Vorortbahnhof von Riga. Die Juden aus Stuttgart werden – unter Geschrei und Schlägen der meist lettischen Bewacher – zu einem anderthalb Kilometer entfernten Flugplatz getrieben. Dort stehen Baracken mit schadhaften Dächern und Fenstern ohne Scheiben, bei 20 bis 30 Grad minus.

Am 26.März 1942 fahren Busse und LKWs vor, um Frauen und Kinder angeblich in eine Konservenfabrik mit besseren Unterkunfts- und Arbeitsbedingungen zu bringen Die Fahrzeuge biegen aber von der Hauptstraße ab in den Wald von Bikernieki. Dort sind große Gruben ausgehoben. Die Frauen und Kinder müssen sich entkleiden und sich vor den Gruben aufstellen, die bereits mit Leichen gefüllt waren. Dann wurden sie erschossen. Unter den ungefähr 1 500 Toten dieses Tages ist auch die kleine Ruth Lax.

Quelle – Katalog zur Wanderausstellung „Deportation badischer und württembergischer Juden“, 2002, herausgeben vom Staatsarchiv Ludwigsburg. Vielen Dank für den Hinweis  und den Text an Jürgen Klotz

img_2478Vom Inneren Nordbahnhof in Stuttgart wurden zwischen 1941 und 1945 mehr als 2500 Menschen jüdischer Herkunft aus Württemberg deportiert. Die Stiftung GeissstraßeSieben hat dort die Gedenkstätte „Zeichen der Erinnerung“ geschaffen. Diese Gedenkstätte sollte jeder einmal besuchen und mithelfen, dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. 

Zusätzlich möchte ich auf eine Ausstellung im Stuttgarter Rathaus hinweisen. Sie Startete am 09.11.13 und widmet sich dem Gedenken der Kinder von Stuttgart. 

Siehe auch Gedenkstaette Echterdingen-Bernhausen

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

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