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Rathausausstellung – Im Gedenken der Kinder

Vom 6. bis 29. November 2013 zeigt das Rathaus Stuttgart die Gastausstellung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) „Im Gedenken der Kinder. Die Kinderärzte und die Verbrechen an Kindern in der NS-Zeit“. siehe auch Link und Link

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

Im Gedenken der Kinder – Gerda Wild

gerdawildGerda Wild wurde am 21.5.1940 geboren und lebte im Reinhold-Brändle-Weg 8 (früher: In den Pliensäckern 19 c), Stuttgart-Zuffenhausen. Am 21.9.1943 wurde sie in die Heilanstalt Eichberg eingewiesen und dort am 5.10.1943 ermordet. Sie wurde nur 3 Jahre alt.

Gerda Wild wurde am 21.5.1940 in Stuttgart-Zuffenhausen geboren. Ihr Vater war Bauarbeiter. Ihre Schwester berichtet: “Sie war a ganz liebs Mädele”. Gerda konnte mit 3 Jahren noch nicht sprechen, aber sich verständlich machen und ihre Bedürfnisse ausdrücken, zum Beispiel, wenn sie Zucker auf ihren Schnulli haben wollte. Als ihre 6jährige Schwester am 21.9.1943 aus der Schule kam, war Gerda verschwunden. Die Mutter berichtete, dass eine Krankenschwester gekommen sei und die Kleine mitgenommen habe. Der Vater meinte am Abend: “hättst sie ihr net mitgebbe”. Doch die Nazis ließen den Eltern keine Entscheidungsfreiheit, ihr Kind bei sich zu behalten. Nach wenigen Tagen kam die Nachricht, Gerda sei an einer Lungenentzündung gestorben. Gerda war ein kleines Mädchen mit einer Entwicklungsverzögerung, die sie hätte aufholen können, wenn sie nicht in Eichberg ermordet worden wäre.

Was geschah in den „Kinderfachabteilungen“?
„Unter dem Namen „Reichsausschuss zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ wurde 1939 eine Organisation geschaffen, die geisteskranke und missgebildete Kinder, zunächst bis zum Alter von drei Jahren erfasste, später auch ältere…. Das alles sollte unter strengster Geheimhaltung geschehen.“(Elisabeth Zöller, Anton oder die Zeit des un-werten Lebens, Fischer Taschenbuchverlag, 2012) Hebammen und Ärzte wurden verpflichtet, Kinder mit Missbildungen und Behinderungen zu melden. Auf die Eltern wurde dann Druck ausgeübt, sie zur „Behandlung“ in „Kinderfachabteilungen“ zu geben, wo angeblich eine Therapie der Missbildung oder Behinderung möglich wäre. Diese „Kinderfachabteilungen“ waren aber „getarnte Einrichtungen zur Tötung von missgebildeten Neugeborenen und behinderten älteren Kindern, das heißt von Kindern mit einem ‚schweren angeborenen Leiden‘. ‚Behandlung‘ bedeutete Tötung durch Verabreichung einer Überdosis von Tabletten oder Spritzen eines starken Schlafmittels, hauptsächlich des Medikamentes Luminal.“ (Karl-Horst Marquart: Stuttgarter NS-Täter, 2009, S.105.) Auf den Totenscheinen wurden die Todesursachen gefälscht und erlogene natürliche Todesursachen wie z.B. Lungenentzündung angegeben.

[Danke für den Text an Inge Möller]

Ich möchte hier auf eine Ausstellung im Stuttgarter Rathaus hinweisen. Sie findet bis zum 29.11.13 statt und widmet sich dem Gedenken der Kinder von Stuttgart. 

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )