Weiche 227 – der Untersuchungsbericht

Testfahrt vom 09.10.2012
Testfahrt vom 09.10.2012

Ja so ein Puffer der hat´s schwer! Immer zu wird er gedrückt und gepufft. Von allen Seiten wird massiv Druck auf ihn ausgeübt und an ihm rum geschoben. Jeder will was von ihm, aber keiner nimmt Rücksicht auf ihn. Letztlich offenbart der Bericht des Eisenbahn-Unfalluntersuch-ungsstelle des Bundes (EUB) nichts weiter als das es dem Puffer schlicht letztlich zu Dumm wurde! Belastet bis an die Grenzen seiner Kräfte gab er dem Druck nach und brach. Zum Dank für stehts gute Arbeit wird er nun auch noch zum Sündenbock ernannt – als ob er als Puffer nicht schon genug Last auf sich nehmen musste! Ohne jegliche Ironie kommen wir zum wesentlichen:

Schon in der Schlussfolgerung des Berichtes erkennt man schon die eindeutigen Hinweise, dass die Kritik am Umbau des Gleisvorfeldes für Stuttgart 21 nicht unbegründet war!
Zitat:
 „Die durchgeführte Untersuchung zeigte, dass die Entgleisungen primärursächlich durch ein Versagen von einzelnen Puffern ausgelöst wurden, die aus zu hohen Anfahrdruckkräften und / oder zu hohen Verspannkräften aufgrund zu steifer Puffer resultierten, wobei die sich aus örtlichen Trassierung ergebenden Kraftkomponenten und Krafteinleitungspunkte begünsti­gend wirkten.“

Auch wenn mancher dazu neigende Leser gerne aus dem Bericht lesen mag, dass hier einzelne Puffer als Versager die Schuld auf sich zu laden hätten, kann man doch recht deutlich erkennen was hier Ursache und Wirkung war. Die auf die Puffer wirkende Kraft, war bedingt durch die Örtlichen Gegebenheiten aus dem Umbau für Stuttgart 21 zu hoch für die nicht dafür ausgelegten Puffer geworden. Punkt aus Ende oder wie mancher sagt „Dr Käs isch gesse“! Wer das gerne lieber Alt-Medien glaubt liest es eben hier in der STN (link) 

© Alexander Schäfer - Weiche 227
© Alexander Schäfer – Weiche 227

Was war passiert? SWW berichtete (link) Zweimal nacheinander bzw. dreimal wenn man eine leere Testfahrt mitrechnet entgleiste an der gleichen Stelle der gleiche Zug zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Tagen. Beim ersten Unfall am 24.07.2012 ergab sich ein Sachschaden von immerhin 370.000 Euro aber zum Glück keine Personenschäden. Beim zweiten Unfall 29.09.2012 waren es schon 1,741 Mio. und 8 Personen die verletzt wurden, bevor reagiert wurde! Danach wurde eine Versuchsfahrt am 09.10.2012 durchgeführt welche dann auch zur Entgleisung führte! Das Ergebnis ist eindeutig, man sieht es auf Seite 47 des Berichtes (pdf) deutlich im Bild! Wie man da sieht war die Pufferüberdeckung (die Fläche mit der sich die Puffer zweier Wagen berühren) kurz vor der Entgleisung nur noch ! 20 Millimeter ! dann gab einer der Puffer nach!

Klar kann man sagen das die Puffer nicht gerade unbeteiligt sind bei so einem Vorfall aber vergleicht man das mal mit einem PKW-Unfall wäre das so als würde man den Schaden eines Unfalls auf die versagenden Stoßdämpfer und nicht auf die Unfallursache zurückführen. Im Behördlichen Deutsch liest sich das natürlich so:
Zitat
„Die maximale Ausnutzung möglicher Trassierungselemente sowie deren Überlagerung bzw. Konzentration in einem örtlich eng begrenzten Bereich bedingte hinsichtlich der Gestaltung der Ausfahrzugstraße aus Gleis 10 bei den Parametern Gleis/Weichenradien, Längsneigung, Länge von (Zwischen-) Geraden und Einbau von steilen Kreuzungsweichen ein Abweichen von den Regelwerten/Soll-Vorgaben. Diese Abweichungen sind durch das interne Regelwerk grundsätzlich legitimiert und offensichtlich insbesondere wirtschaftlichen Erwägungen ge­schuldet.“

Genau genommen ist dieser Auszug mehr als Bemerkenswert! Zum einen weist er auf die Ursache hin. Die „Überlagerung und Konzentration … in eng begrenzten Bereich“ bedeutet nichts anderes als „Durch den Umbau für Stuttgart 21“ den davor war der Bereich nicht so extrem Überlagert und Begrenzt! Aber noch erstaunlicher ist der Grund dafür den dieser ist nicht „Nötig für die Infrastruktur oder den Eisenbahnbetrieb“ sondern „lediglich und offensichtlich insbesondere wirtschaftlichen Erwägungen geschuldet“!

Den größten Vogel schießt aber meiner Ansicht nach der Punkt 6 Bisher getroffene Maßnahmen ab! Hier erkennt man schon etwas warum es schon davor überhaupt möglich war das ein zweiter Unfall und dabei sogar Personenschäden scheinbar in Kauf genommen werden.
Zitat
„Im Nachgang der Entgleisungen ist die Sicherheitsbehörde aufsichtsrechtlich tätig geworden und hat Anweisungen hinsichtlich der Nutzung von Gleis 10 erlassen. Gegen diese Anwei­ sungen hat das betroffene Eisenbahninfrastrukturunternehmen zunächst Widerspruch einge­ legt und nach dem diesem nicht entsprochen wurde, Klage beim Verwaltungsgericht Stutt­ gart erhoben.“

Das muß man sich mal langsam durchlesen und darüber Nachdenken! Nachdem die Sicherheitsbehörde, nach dem immerhin zweiten Unfall, endlich eingeschritten war – fällt dem „Eisenbahninfrastrukturunternehmen“ (umgsp. die Deutsche Bahn) nichts besseres ein  als DAGEGEN zu Klagen!

In diesem Sinne
Thank you for … ach ne das ging anders: Zitat Rüdiger Grube „Cash in the Täsch is the name of the game“ (link) !

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

6 Gedanken zu „Weiche 227 – der Untersuchungsbericht“

  1. 11702 Will Oben Bleiben » Thilo schrieb am 23.8.2013:
    Lokbetriebsinspektor »
    Einen Unfallbericht wird es so schnell nicht geben . Die EUB hat ganze 21 Mitarbeiter ! Wenn ein Bericht heraus kommt dann bestimmt nicht vor 2016 .

    Gut das so interessiert nachgefragt wird und das Bild der Weiche 227 hier immer wieder auftaucht.

    Ich nehme diese Anfrage zum Anlass dazu zu sagen das die Entgleisung nicht durch die Weiche 227 verursacht wurde.

    Ganz komisch ist das die Überlangen Speisewagen nun breitere Pufferteller bekommen haben.

    Diesen Hinweis habe ich gerade bekommen : http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?31,6537417

    Seht seht wie das Anpassen geht…….Fahrzeuge werden jetzt der Infrastruktur angepasst.

    Früher hatte die Bahn eine Infrastruktur gebaut die von allen Fahrzeugen befahren werden konnte,heute geht das nicht mehr so einfach. #Monsterpuffer

  2. 11702 Will Oben Bleiben » am 26.3.2013 schrieb ich:
    zu Gleis 10:
    „ich frag mich schon lange, warum man genehmigt, daß da wieder Züge fahren, obwohl man die Unfallursache noch nicht weiß. Die Genehmigung kam ja sehr plötzlich innerhalb Stunden; da stand in der Zeitung vom selben Tag noch genau das Ggenteil. Wenn man die Unfallursache weiß, kann man sie auch veröffentlichen. Wenn man sie nicht weiß, kann man sie auch nicht veröffentlichen und eigentlich auch keinen Zugverkehr genehmigen, ohne die Ursache behoben zu haben. Und man kann die Ursache auch nicht beheben, wenn man sie nicht kennt, oder? Wenn man die Unfallursache weiß, aber nicht öffentlich macht, dann will man was vertuschen.“

  3. 11702 Will Oben Bleiben »
    M.Oomen schrieb am 3.8.2012 (!!), also zwischen der Entgleisung vom 24.7. und 29.9. auf facebook:

    Das Eisenbahn-Bundesamt bestätigte auf unsere schriftliche Anfrage:
    „Die Entgleisung des IC 2312 am 24.07.2012, die sich an der Weiche 227 ereignete, wird derzeit durch die Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes (EUB) untersucht. Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen, d.h. wir untersuchen Fahrzeuge, Infrastruktur und betriebliche Abläufe. Gesicherte Erkenntnisse zur Unfallursache liegen noch nicht vor. “
    Und weiter: „Die Weiche 227 im Hauptbahnhof Stuttgart wurde im Zusammenhang mit dem Vorhaben „Stuttgart 21“ eingebaut.“

    (Redakteur: Matthias Oomen)
    https://www.facebook.com/keinstuttgart21/posts/447187925326198

    In dem Jahresbericht steht, daß erst nach dem 29.9. „die Untersuchungen auf die Bereiche Fahrzeugtechnik sowie Infrastruktur weiter fokussiert“ wurden.

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