Und jährlich grüßt der Falke am H7

Zugegeben, man muß schon von „erbärmlichen Resten der Württembergischen Eisenbahndirektion“ sprechen, denn mehr ist da nicht mehr. Doch wie es scheint treibt es, wie zu erwarten war, die Turmfalken erneut zurück zu ihrem jahrelangen Lebensraum.Turmfalken sind sehr Standort treu, die Pärchen bleiben meist ihr ganzes Leben zusammen. Das H7 hatte immer genügend Mauernischen. Das Jagdgebiet, der andere wichtige Faktor bei der Auswahl des Lebensraumes, dürfte im Weinberg liegen. Turmfalken ernähren sich überwiegend von Mäusen, aber auch Käfer, seltener Reptilien, gehören zur Nahrung.

„Stuttgart hat mal wieder viel Glück gehabt. Das Turmfalkenpärchen ist zum H7 zurückgekehrt, was auch nicht verwundert – bietet die Fassade doch beste Voraussetzungen für Nistmöglichkeiten.“  weiter erläutert der vogelkundige R. Adam, „Wir erinnern uns an das Paar Turmfalken vom letzten Jahr, das es trotz aller Widrigkeiten (Abrissarbeiten) noch so eben schaffte die Brut großzuziehen. Die Tatsache, dass man sich nicht vogelkundig verhielt und sofort nach dem Ausfliegen Abbrucharbeiten in der Nähe des Horstes aufnahm, führte wahrscheinlich zum Verlust der Jungvögel und ihrem wahrscheinlichen Tod.“ siehe dazu auch cams21 Artikel vom 19.04.2012

(Bilderreihe vom 07.04.13 – Der Falke lockt das Weibchen zum Nistplatz – in der Folge Paarung mit dem Weibchen)

R. Adam weiter zu den Vorfällen 2012: „Die Abnabelung (Selbständigwerden) beinhaltet, dass Jungvögel immer noch zu ihrer Geburtsstätte zurückkehren und – falls nötig – von den Eltern einen Happen Nahrung gegen das Verhungern abbekommen. Das wurde damals nicht berücksichtigt: Die Vögel wurden wohl in angrenzende Weinberge verschlagen wo dann die Bindung und Findung zu den Altvögeln verloren ging. Bedauerlich, ein Vorgang der sich hoffentlich nicht wiederholen wird.“

( Bilderreihe vom 09.04.13 )

Leider ist nicht wirklich damit zu rechnen, dass die Tiere genug Ruhe finden werden, sollte die Baustelle direkt unter ihnen hier nun weiter gebaut werden. Direkt unter den Grundmauern dieser Gebäudereste soll der S21-Trog inklusive massiver monatelanger Ramm-Arbeiten Tag und Nacht entstehen. Die Beleuchtung der Baustelle mit Flutlichtern und der Lärm könnten zur erheblichen Beunruhigung des brütenden Weibchens führen, das während der Brutzeit den Horst nicht verlässt. Auch in diesem arbeitsteiligen Brutverhalten liegt eine Gefahr, wenn sich das Männchen wegen der Baustellentätigkeiten nicht mit Nahrung heranwagt.

IMG_4768_mark„Städte sollen alles tun um diese Vögel als natürlichen Verbündeten in der Stadt zu halten. Es ist wohl müßig hier noch gesondert zu erwähnen, dass er als heimischer Greifvogel unter besonderem Schutz steht und es untersagt ist seine Brut zu gefährden.“  In Berlin wird das Vorkommen der dort zahlreichen Turmfalken von einer ehrenamtlichen Arbeitsgruppe des NABU betreut. Seit Jahren kümmert man sich um die Erfassung des Bestandes, die Erhaltung oder Neuschaffung von Nistplätzen. In Stuttgart haben wieder alle alles verpennt. Die GÖG, also die Ökologen im Auftrag der Bahn, haben die Vorkommen der Turmfalken am Südflügel und im H7 vernachlässigt. Das durch die Abrissarbeiten gestörte Brutgeschäft konnte nur verspätet durch den BUND gesichert und für zu kurze Zeit aufrecht erhalten werden. Nun steht man vor der gleichen Situation, wie im letzten Jahr – offenbar hatte man gehofft, die Vögel vergrämt, und auf diese Weise das Problem gelöst zu haben. Bleibt abzuwarten (?) was die Projektbetreiber in diesem Jahr anstellen werden. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sie freiwillig wohl nicht daran denken werden diese Tiere ernsthaft schützen zu wollen. Helfen Sie den Tieren! Setzen Sie sich ein indem sie Tierschutzverbände, Stadt- und Umweltämter anschreiben und auf diese Gefährdung hinweisen. Das Brutgeschäft der Turmfalken darf unter keinen Umständen gestört werden, weder durch übermäßigen Lärm, noch durch nächtliche Dauerbeleuchtung.

( Bilderreihe vom 10.04.13 – Audiofile der Paarung ) 

Zur umfangreichen Dokumentation vom 07.04.13, 09.04.13 und 10.04.13

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

 

0 Gedanken zu „Und jährlich grüßt der Falke am H7“

  1. Nachtrag : Ganz schlimm fand ich auch die Tatsache das der Mittlere Schlossgarten auf einmal so ratz fatz niedergemacht wurde völlig rücksichtlos gegenüber den dort anwesenden lebenden Tieren –wahrscheinlich haben das auch die wenigsten überlebt –denn angrenzende Reviere waren besetzt ——-Man hätte behütsamer vorgehen müssen man hätte für ausreichend künstliche Neubehausungen sorgen müssen –man hätte füttern müssen -zb Eichhörnchen die nicht mehr an ihre Vorraete kamen —-Aber Naturschutz und Stuttgart —–dazwischen klaffen Welten

  2. Man will es nicht wissen -denn was man weis muss man schützen —Es war genauso beim Nordflügelabriss –da wollte man die Anwesenheit von Fledermaeusen nicht wahrhaben –Begründung : Es gibt kein Dachboden –also keine Fledermaus –so die Antwort die ich aus dem Rathaus damals bekam —denen haette man hundert tote Maeuse zeigen können —

  3. Wie kann es sein, dass in Stuttgart solche Standorte offenbar unbekannt waren und einfach mit Abrissarbeiten begonnen wurde? Das darf schlicht nicht sein, bedrohte und geschützte Tier- und Pflanzenarten sind VOR einer Baumaßnahme zu erfassen und zu bewerten. Und VOR dem möglichen Eingriff haben dann evtl. fachlich begründete Maßnahmen zu erfolgen. Und deren Wirksamkeit ist zu prüfen, BEVOR dann z.B. mit dem Abriss begonnen wird.
    Gibt es in Stuttgart ein für Naturschutz verantwortliches Amt? Oder liegt inzwischen jede Entscheidung bei der Bahn und ihren sogenannten Ökologen? Sollte da nicht eine „ökologische Bauüberwachung“ stattfinden, und welche Protokolle hat die im letzten Jahr erstellt? Wem wurden diese Protokolle vorgelegt und welche Schlüsse wurden daraus gezogen?
    Der grüne Oberbürgermeister, der da kürzlich einen Fotowettbewerb zur Stuttgarter Natur ins Leben rief, sollte mal ganz schnell den Saustall aufräumen, sonst wird aus den Fotos nur eine Art Ahnengalerie.

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