Im Jahr 2008 ermittelte die VIEREGG-RÖSSLER GmbH im Auftrag der Fraktion Bündnis 90 / DIE GRÜNEN im Gemeinderat der Stadt Stuttgart sowie des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband Baden-Württemberg die aus damaliger Sicht wahrscheinlichen Baukosten für das Projekt Stuttgart 21 und nahm hierbei die später von der DB AG eingestandene Kostenprognose aus dem Jahr 2012 von 6,8 bis 6,9 Mrd EUR schon 3 Jahre früher vorweg. (Ermittlung der wahrscheinlichen Kosten des Projekts Stuttgart 21, Juli 2008)
Im Dezember 2015 aktualisierte die VIEREGG-RÖSSLER GmbH im Auftrag des Aktionsbündnisses die Kostenstudie von 2008, denn inzwischen haben sich einige Ausgangsdaten verändert. Dies betrifft insbesondere zusätzliche Baumaßnahmen auf den Fildern sowie erhebliche bislang noch nicht in den Kosten berücksichtigte Schwierigkeiten beim Bau des eigentlichen Bahnhofs. Außerdem wurden neuere Preisstände aufgrund der eingetretenen Verzögerungen berücksichtigt. Die neue Kostenprognose beläuft sich nun auf 9,8 Mrd EUR.
Im Januar 2016 erhielt die VIEREGG-RÖSSLER GmbH einen Folgeauftrag, basierend auf der Kostenstudie von Dezember 2015 nun die Ausstiegskosten zu ermitteln. Demnach betragen die reinen Ausstiegskosten zum Stand Januar 2016 rund 1,5 Mrd EUR. Hierbei sind die Kosten für die bisher schon realisierten Maßnahmen, die Kosten für den Vertragsausstieg, verlorene Planungskosten sowie die Kosten für die Wiederherstellung der vollen betrieblichen Funktionalität des ursprünglichen Kopfbahnhofs enthalten. Die DB AG muß außerdem 324 Mio EUR an die Stadt Stuttgart zahlen, um die 2001eingegangenen Grundstücksverträge rückabwickeln zu können. Dieser Betrag stellt für die Stadt Stuttgart eine Einnahme dar, für die DB AG eine Ausgabe und ist nicht Teil der reinen Ausstiegskosten. In den nächsten 20 bis 30 Jahren sind Sanierungen der bestehenden Bahnanlagen mit Kosten von 0,4 Mrd EUR erforderlich, die bei Weiterführung von Stuttgart 21 verzichtbar wären.
Es gibt diverse Ideen und Vorschläge, welche Projekte nach dem Baustopp von Stuttgart 21 stattdessen realisiert werden könnten. Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 hat eine Broschüre „Umstieg 21“ vorgelegt, in dem ein ganzes Bündel derartiger Vorschläge präsentiert und erläutert werden. Vom Aktionsbündnis wird diese Broschüre als Diskussionsbeitrag zu möglichen Umstiegs-Projekten verstanden. Es gibt darüberhinaus eine ganze Reihe von weiteren Vorschlägen, auch von der VIEREGG-RÖSSLER GmbH: Das Konzept K21-VR setzt den Fokus stärker auf den Fernverkehr mit Neubaustrecken von Zuffenhausen zum Kopfbahnhof und weiter bis Wendlingen, während bei Umstieg 21 der Fokus mehr auf dem Ausbau des Nahverkehrs und auf der Engpassbeseitigung liegt. Allen diesen Überlegungen ist gemein, dass Teile der schon realisierten Baumaßnahmen auch für die alternativen Konzepte umgenutzt werden können und bestimmte Baumaßnahmen im Falle des Umstiegs sogar weitergebaut werden müssen, weil sie Bestandteil der Alternativkonzepte sind.
In der aktuellen Studie (link) hat das Büro Vieregg-Rössler GmbH nun detailliert die Kosten des Umstieg 21 ermittelt.
Die „Umstiegskosten“ setzen sich zusammen aus den „reinen Ausstiegskosten“ plus den zusätzlichen „Umstiegskosten“. Die Ausstiegskosten betragen zum aktuellen Stand des Baufortschritts 1,8 Mrd EUR. Die Umstiegskosten betragen entsprechend der Darstellungen aus Kapitel 3 rund 1,2 Mrd EUR, in der Summe sind das 3 Mrd EUR.
Wie schon in der Studie zu den Ausstiegskosten von Januar 2016 dargestellt, ergeben sich noch die folgenden weiteren Kosten:
- 324 Mio EUR, die die DB AG an die Stadt Stuttgart zur Rückabwicklung der Grundstücksverträge zahlen muß – für die Stadt Stuttgart ist dieser Betrag eine Einnahme
- 350 Mio EUR für Sanierungsmaßnahmen in den nächsten 20 bis 30 Jahren, reduziert um einen Teil der Kosten der beim Konzept Umstieg 21 ohnehin erforderlichen Baumaßnahmen, etwa den Umbau des Tunnelgebirges im Rahmen des Ausbaus nach Bad Cannstatt. (In der VR Ausstiegsstudie von Januar 2016 wurden 400 Mio EUR ausgewiesen.)
Ein Weiterbau kostet 9,8 Mrd EUR (Gesamtsumme VR-Studie Dezember 2015) minus 1,8 Mrd EUR (schon investiert), das ergibt genau 8 Mrd EUR. „Umstieg 21“ kostet ab jetzt incl. der in den nächsten 20 Jahren erforderlichen Sanierungsmaßnahmen, aber ohne die nur aus der Sicht der DB AG anfallenden Kosten für die Rückabwicklung der Grundstücksverträge rund 1,5 Mrd EUR. Somit kostet der Weiterbau ca. 6,5 Mrd EUR mehr als der „Umstieg 21„.
Weitere Informationen:
Vieregg-Studie „Umstieg 21“ – PDF
Umstieg 21 im Detail – LINK
PM-zur-Sitzung-des-Bahn-Aufsichtsrates – PDF
Beitrag von Dr. Eisenhart von Loeper – PDF
Prof. Dr. Christian Böttger zu den Projektkosten – PDF
Prof. Dr. Heiner Monheim zur Verkehrspolitik – PDF
( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )