Offener Brief an OB Kuhn

Stuttgart, den 23.01.2014, Offener Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Fritz Kuhn,

auf Grund der massiven Eingriffe in den Baumbestand der Stadt im Zuge des Neu,- bzw. Ausbaues des Rosensteintunnels, ist bei mir eine Grenze erreicht, bei der ich nicht mehr tatenlos zuschauen kann.

Zurzeit wird am Mineralbad Leuze wieder einmal demonstriert, wie gedankenlos flächendeckend gerodet wird. In einer Stadt mit einer massiven Feinstaubproblematik wird wegen zweier großer Bauprojekte (S21 und Rosensteintunnel) der Baumbestand gravierend dezimiert. Ich will Ihnen jetzt nicht wieder nahelegen, diese Projekte zu stoppen. Leider hat sich die Mehrheit der politischen Kräfte für diesen Weg entschieden und Sie müssen dies mittragen. Sie betonen jedoch immer wieder Ihre Zweifel gegenüber diesen Baumaßnahmen.

Sie können sich mit diesem Standpunkt aber nicht so einfach aus der Affäre ziehen und tatenlos zuschauen. Fakt ist, und das wissen auch Sie, Stuttgart wird in den nächsten Jahren noch massivere Umweltprobleme bekommen. Ein großer Teil wird diesen beiden Bauprojekten geschuldet sein. Jeder einzelne Baum, der aus diesem Grund gefällt wird, vergrößert die Luftbelastung. Eine der besten Maßnahmen zur Kompensierung der hohen Schadstoffwerte ist und bleibt eine Forcierung der Begrünung in den problematischen Gebieten.

Seit Jahren geht die Stadt aber den entgegen gesetzten Weg. Auch aus diesem Grund wurden Sie als grüner OB von den Bürgern Stuttgarts gewählt. Ich frage Sie, warum sind Sie nicht in der Lage in der jetzigen Situation kreativ einzugreifen und die Klimabilanz dieser Rodungen wenigstens ein wenig zu verbessern? Hier nur ein Beispiel, wie man agieren könnte: Am Mineralbad Leuze wurden sehr viele, über viele Jahre, gut gewachsene Gehölze und kleinere Bäume einfach gerodet. Warum hätte man diese nicht umpflanzen können? Dass dies möglich ist, hat man ja im Schlossgarten bewiesen!

Zur Neuanpflanzung eines Gehölzstreifens im Rosensteinpark zur Abgrenzung der Baulogistikfläche der S21 Baustelle an der Ehmannstraße hätten sich einige dieser Pflanzen sicherlich sehr gut geeignet. Dadurch wäre dieser unschöne Anblick der Baustelle, bei Spaziergängen im Park etwas angenehmer. Auch der Feldhasenpopulation und den Kleintieren würde es sicherlich gut tun. Momentan ist der Anblick des Bauzaunes mitten im Park ein direktes Anschauungsobjekt für die rücksichtslose Zerstörung einer Parklandschaft.

Dies ist nur ein Vorschlag von vielen, wie man so einschneidende Maßnahmen etwas ökologischer gestalten kann. Eine Neupflanzung in 5-10 Jahren oder wahrscheinlich noch später, hilft der Stadt und seinen Bürgern heute nicht weiter. Wahrscheinlich werden Sie jetzt mit dem fehlenden finanziellen Mitteln zur Umsetzung solcher Maßnahmen argumentieren. Dies lasse ich jedoch nicht gelten, denn es geht um unser aller Zukunft und ein gesundes Leben in dieser Stadt!

Ich fordere Sie auf, in Interesse unserer Stadt und ihrer Bürger, dieses sinnlose Vernichten von wertvoller Vegetation in ökologisch sinnvolle Bahnen zu lenken, soweit dies noch möglich ist. Ich hoffe nicht, dass auch bei Ihnen, wie bei unserem Ministerpräsidenten „der Käs gegessen ist“.

Gestatten Sie mir noch eine letzte Anmerkung. Ich mache mir in letzter Zeit schon Gedanken, welchen Weg die Partei der Grünen einschlägt. Auf Bundesebene ist sie ja mit Ihren Schwerpunkten grandios gescheitert. In BW und in Stuttgart hatten Sie und Ihre Partei eine hohe Akzeptanz, weil die Menschen sich einen Politikwechsel wünschten. Bis heute lassen Sie diesen, gerade aus ökologischer Sicht, jedoch vermissen. Im Gegensatz zu den anderen Parteien haben Sie nur noch ein unscharfes Profil. Viele Menschen wissen nicht mehr so recht, wofür Sie stehen. Schlechte Vorrausetzung also, um das Vertrauen der Bürger zu behalten. Dies wird sich im Hinblick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen sicherlich nicht positiv auswirken.

Ich erlaube mir, dieses Schreiben auf verschiedenen Onlineportalen zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen,
Peter Zander

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )

Ein Gedanke zu „Offener Brief an OB Kuhn“

  1. Guten Morgen, Herr Oberbürgermeister Kuhn,
    ich kann mich dem Inhalt des Schreibens von Herrn Zander nur anschließen, auch wenn ich schon lange keine Worte mehr für dieses zer- und verstörende Umgehen mit dem städtischen Raum finde.

    Mit Asthmadiagnose lebt es sich nicht gut in Stuttgart.
    Zum Arbeiten komme ich noch hierher.

    Mich reut jeder einzelne Steuereuro, den ich hier erwirtschafte.
    Das war früher nicht so, denn das Allgemeinwohl unterstütze ich sehr gerne.

    Es macht mich sprachlos und wütend zu sehen, was mit u. a. meinem gutem Geld geschieht.
    Es wird für im besten Fall sinnlose, oft aber für erkennbar falsche und gefährliche Maßnahmen, hinter denen ich nicht stehen kann, Sie angeblich aber immer müssen, ausgegeben.

    Ich appeliere nicht an Sie irgendetwas zu ändern! Dazu bräuchte es Hoffnung.

    ich appeliere an meine Mitbürger/Innen endlich aufzuwachen.

    Sylvia Grupp

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