Initiative Barriere-Frei: Offener Brief zur Sperrung des Nordeinganges des HBF Stuttgart

Update:
Aktion am 02.05.12 – siehe dazu Video von cams21.de

Initiative Barriere-Frei, Montag, 30. April 2012 um 15:50

Siehe auch der Bericht und die Ausführungen von Klaus Gebhard zum Thema

Sehr geehrte Frau Kaiser,

Sehr geehrter Herr Dietrich,

Sehr geehrter Herr Müller,

laut Kommunikationsbüro Bahnprojekt Stuttgart?Ulm wird ab 2.5.2012 der Nordeingang des Bahnhofs gesperrt für geplante 1 ½ Jahre. Sehr wahrscheinlich wird das aber länger als 2 Jahre dauern.

Wir finden, daß sich anscheinend die dafür Verantwortlichen nicht genügend Gedanken gemacht haben wie man gute Barrierefreiheit praktisch umsetzt und hat einfach mal eine Variante sich ausgedacht, daß für die Bahn AG zwar am billigsten ist aber für die Mobilitätseingeschränkten nicht wirklich gut ist.

Mobilitätseingeschränkte Menschen aller Art müssen den von der Bahn AG eingerichteten Umweg von ca. 350 m (das ist ein 5mal längerer Umweg als normal) in Kauf nehmen, wenn Sie die anderen Ein-/Ausgänge nicht benutzen können.

Die Hauptleidtragenden werden u.a. Babys und Kleinkinder (und deren Kinderwagen-schiebende Mütter) sein, die den Baulärm und Staub beim Umgehen der Baustelle ertragen müssen. Aber auch Senioren und Gehbehinderte (ob jung oder alt, mit oder ohne Rollator bzw. Gehstöcke), die zwar noch aus eigener Kraft gehen können, sich ihre Wege aber einteilen müssen, weil es ihre körperliche Situation anders nicht mehr zuläßt, stehen dann vor großen Problemen! Für viele davon stellen auch Treppen eine große Herausforderung dar ? ebenso lange Umwege! Besonders schwierig wird es auch, wenn es durch unübersichtliches Gelände geht, welches ungeschützt im Freien liegt. Auch Rollstuhlfahrer werden über den möglichen schmutzig-erdigen Boden (verursacht durch ein- und ausfahrende Baustellenfahrzeuge) fahren müssen, der auch durch Regen eher noch schlammiger wird. Sehbehinderte sollen sich im Internet einen entsprechenden akustischen Plan herunterladen und werden zu tun haben, entsprechende Lotsen als Hilfe vor Ort zu finden!

Alle genannten Personenkreise werden es schwerer haben bei Regen, Wind, Schnee, Glatteis etc. oder/und wenn auf dem Weg dichtes Gedränge herrscht. Mitgeführtes Gepäck macht die Sache noch komplizierter.

Vier Erschwernisse treffen auf den S21-Parcours zu:

1.) Manche Mobilitätseingeschränkte werden z.T. auf Reisen verzichten müssen!

2.) Durch die irren Zickzack-Richtungsänderungen, Bauzäune und das geplante massive

Baugeschehen ist er sehr unübersichtlich!

3.) Wird es auf dem Abschnitt entlang dem Parkplatz nicht nur zu Stoßzeiten eng und voll zugehen, weil Pkws, die sich bisher auf 3 Bahnhofsvorfahr-Plätze verteilten, nur noch den einen, dazu verengten schmalen Schlauch am Ex-Nordausgang zur Verfügung haben werden!

4.) Er ist größtenteils im Freien, also erschwert bei entsprechender Witterung!

Das Ganze stelle man sich dann auch noch „garniert“ mit Staub, Dreck, Dieselschwaden und einer brachialen Rundum-Lärmkulisse vor, und man erahnt, was für ein ?Vergnügen? da auf die wartet, die sich keine anderen Wege aussuchen können…

Dabei gäbe es eine sehr gute Alternative:

Eine provisorische Fußgängerbrücke mit Rampe (z.B. Gitterrostbrücke) von der südlichen Bushaltestelle (Hindenburgbau) aus in Richtung Lautenschlagerstrasse und von dort aus in den West-Eingang (Kleine Schalterhalle) des Bahnhofes, möglichst mit Überdachung.

Vorteile dieser überdachten Fußgängerbrücke mit Rampe wären:

1.) Mobilitätseingeschränkten steht weiterhin ein guter Weg zur Verfügung, die Brücke mit

Rampe würde die Lern- und Orientierungsbeinträchtigten, die Sehbehinderten und

Blinden ?führen?!

2.) Kein langer, witterungsabhängiger Umweg in die zunächst falsche Richtung!

3.) Mobilitätseingeschränkte die mit ÖPNV fahren (U-Bahn/Bus) oder von der Königstrasse kommen, hätten somit einen wesentlich kürzeren und barrierefreieren Weg zum Bahnhof und müßten somit nicht die steile Rampe von der Klett-Passage (ca. 10-12%) bzw. den steilen Aufgang vom Klett-Platz zur Nordeingang (ca. 8-10%) mit großer Umgehung zur Bahnsteig 1, benutzen (siehe: http://g.co/maps/5xw43 ).

4.) Man hat genügend Abstand zu Baulärm, Baustaub und Abgasen der Baustellenfahrzeuge!

5.) Diese könnte aus Gitterrosten bestehen: damit wäre der Boden griffiger, auch bei Eis (auch für Rollstuhlreifen), Regen und Schnee würde durchsickern. Hier ein paar Beispiele:

www.e-stahl.com/xtshop/images/P1000235.jpg

www.k60-gitterroste.de/images_lightbox/treppen_12.jpg

www.gitterroste.de/menue/einsatzbereiche/befahrbare-gitterroste.html

www.gitterroste.de/menue/einsatzbereiche/bodengitter.html

www.sprich.ch/pages/referenzen/gitterrostbruecke-baar.php

Wir bitten die Verantwortlichen, sich diese für alle Mobilitätseingeschränkten bessere Alternative, die einigen sogar erst wieder das Reisen möglich machen würde, zu Herzen zu nehmen und umzusetzen! Wir wären gerne bereit dies mit Ihnen persönlich zu besprechen.

Mit freundlichen Grüßen

Initiative Barriere-Frei

www.eben-bleiben.de

barriere-frei(at]eben-bleiben[punkt)de

i.A. Attila Medgyesi,

Melanie Fischer, Sven Fichtner, Karl-Heinz Scherbinski und viele andere

Stuttgart, den 29.04.2012