Ein „Ja zum Ausstieg“ – Die Gegner-Gegner am Scheideweg?

( Ein Gastartikel von „airjibeer“ )

Anzeige_ProjektendeDer Stuttgart 21 Befürworter ist für einen Stuttgart 21 Gegner noch immer ein „unbekanntes Wesen“ oder doch nicht?
Viele von uns haben sich schon daran versucht, Befürworter des Immobilienprojektes in bestimmte Kategorien zu einzuordnen oder einfach nur in Schubladen zu stecken. Viele haben sich daran auch schon ordentlich die Finger verbrannt.

Vermutlich wirkt es anmaßend, wenn man versucht Andersdenkende in bestimmte Schemata zu pressen. Andererseits könnte dies auch die verzweifelte Suche nach einer Antwort sein, um diese „Gegenseite“ besser verstehen zu können, herauszufinden wie die „ticken“.

Mir selbst erging es die letzten 3 Jahre recht ähnlich. In einer Stadt, in der sich die beiden Lager lange Zeit über die Farbe ihrer Buttons zu erkennen gaben – und noch immer geben – erlebt man immer wieder Überraschungen beim Einschätzen seines „neutralen“ Gegenübers, also wenn der Gesprächspartner sich nicht über diese eindeutigen Symbol im voraus zu erkennen gibt.

Die Erklärung für solche Überraschungen ist dabei noch recht einfach und nachvollziehbar. Dieser Konflikt geht in beiden Lagern durch nahezu alle Gesellschaftsschichten. Es handelt sich also auf beiden Seiten um einen „Querschnitt“ der Bürgerschaft – oder Bevölkerung wenn man es auf ganz Baden-Württemberg bezieht.

Nachdem ich erst krüzlich mal wieder eine ausführlichere Diskussion mit einem Befürworter hatte, habe ich mich nun auch mal daran versucht, das Lager der Befürworter zu kategorisieren oder typisieren – auch auf die Gefahr hin mir dabei die Finger zu verbrennen. Mein Ergebnis möchte ich im Folgenden kurz präsentieren:

Der Profiteur

Der Profiteur ist wohl der Befürwortertyp, welcher am einfachsten zu verstehen ist. Er verdient in der Regel direkt oder auch indirekt Geld an diesem Projekt. Profiteuere müssen allerdings nicht nur monetäre Interessen haben. Auch jemanden, der sich vom Projekt kürzere Fahrzeiten verspricht kann man dem Lager der Profiteuren zuordnen. Selbst den Parteisoldaten könnte man den Profiteuren zuordnen. Man sieht also recht schnell, dass eine simple und vorschnelle Einordnung bei näherer Betrachtung doch etwas komplizierter ist.

Der Uninformierte

Der Uniformierte lässt sich gerne durch bunte Werbefilmchen und großen Überschriften (Stimmungsmache, Kampagnen), beeinflussen. Er wirkt oft etwas naiv bis hilflos und überfordert mit der Informationsflut und flüchtet dabei in die vereinfachte und „sorgenfreie“ Werbewelt. Die Komplexität solcher Projekte übersteigt möglicherweise seine Vorstellungskraft und fördert die Neigung an vermeintlich einfachere Erklärungen zu glauben.

Der Gegner-Gegner

Bei dieser Kategorie wird es weltanschaulich bis ideologisch. Wir Stuttgart 21 Gegner könnten genausogut gegen rote Dachziegeln auf die Strasse gehen und er würde uns genauso hassen.  Ihm geht es nicht um das eigentliche Thema sondern um die Personen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Aus dieser Ecke entspringen meist auch dümmliche Kunstbegriffe wie z.B. „Berufsdemonstranten“ oder auch „Wutbürger“. Ganz massive Vorurteile prägen hierbei Sicht der Dinge.

Der Einfachgestrickte

Hier würde wohl ein Slogan, den ich öftes auf Demoplakaten oder auch auf Twitter gelesen habe, am besten zutreffen: „Wenn Gier Hirn frisst“. In Diskussionen driftet dieses Lager recht schnell und ohne Umwege auf Themen wie Länderfinanzausgleich oder Milliardenhilfen für Griechenland ab. Hier spielt es überhaupt keine Rolle wie teuer und sinnlos das Projekt wird, hautpsache das Geld bleibt im „Ländle“ und geht nicht nach Griechenland oder sonst wo hin.

Der Technik/Fortschrittsgläubige

„Dem deutschen Ingenieur ist nichts zu schwör…“, „Wir können alles ausser Hochdeutsch“ oder so ähnlich würde ich die Einstellung und Motivation charakterisieren. Der feste Glaube an die Technik und die Machbarkeit durch Technik sowie die Ingenieurskunst stehen hier im Vordergrund. Aus dieser technischen „Machbarkeit“ rechtfertigt man dann solche teuren und riskanten Herausforderungen.  Es wird dabei immer gerne auf den Fernsehturm oder gar auf die Pyramiden verwiesen, denn auf diese technischen Meisterleistungen ist ja heute eigentlich jeder stolz.

Wie man unschwer erkennen kann, ist es also gar nicht so einfach – oder gar unmöglich – den typischen Befürworter von Stuttgart 21 einzuordnen. Ob es überhaupt sinnvoll ist, dies  zu tun, steht nochmal auf einem anderen Blatt.  Als jemanden, der sich wie ich 3 Jahre intensivst mit diesem Megaprojekt und all seinen Fakten auseinandergesetzt hat, wird es  vermutlich für immer ein Rätsel bleiben, was genau der Antrieb der Menschen ist, die dieses Projekt befürworten.

Möglicherweise stehen aktuell die Projektbefürworter vor einer Spaltung oder Aufsplittung in jene, die sich angesichts der Kostenexplosion und der nicht endenden Pannenserie,  von den Projektbetreibern verschaukelt/getäuscht fühlen und jene, denen dies alles egal ist. Die Erkenntnis, dass die Bahn dieses Projekt nicht beherrschen kann und die damit verbundenen Probleme nicht in den Griff bekommt,  wünsche ich in dieser spannenden und turbulenten Phase möglichst vielen (noch) Befürwortern des Immobilien Projektes Stuttgart 21.

airjibeer Oben Bleiben!

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